Historisches Wörterbuch der Philosophie online 

Sein zum Tode

Sein zum Tode 3770 10.24894/HWPh.3770 Peter Probst
Heidegger Existenzphilosophie Vorlaufen in den Tod Sein-zum-Tode
Sein zum Tode. In ‹Sein und Zeit› versucht M. Heidegger «das mögliche Ganzsein des Daseins» [1] vom «S.z.T.» (auch: «Sein zum Ende», «Vorlaufen in den Tod») her zu erhellen. «So erwächst denn die Aufgabe, das Dasein als Ganzes in die Vorhabe zu stellen. Das bedeutet jedoch: überhaupt erst einmal die Frage nach dem Ganzseinkönnen dieses Seienden aufzurollen. Im Dasein steht, solange es ist, je noch etwas aus, was es sein kann und wird. Zu diesem Ausstand aber gehört das ‘Endeʼ selbst. Das ‘Endeʼ des In-der-Welt-seins ist der Tod. Dieses Ende, zum Seinkönnen, das heißt zur Existenz gehörig, begrenzt und bestimmt die je mögliche Ganzheit des Daseins ... Daseinsmäßig aber ist der Tod nur in einem existentiellen S.z.T. Die existentiale Struktur dieses Seins erweist sich als die ontologische Verfassung des Ganzseinkönnens des Daseins» [2]. «Der volle existential-ontologische Begriff des Todes läßt sich jetzt in folgenden Bestimmungen umgrenzen: Der Tod als Ende des Daseins ist die eigenste, unbezügliche, gewisse und als solche unbestimmte, unüberholbare Möglichkeit des Daseins» [3]. «Das Sein zur Möglichkeit als S.z.T. soll aber zu ihm sich so verhalten, daß er sich in diesem Sein und für es als Möglichkeit enthüllt. Solches Sein zur Möglichkeit fassen wir terminologisch als Vorlaufen in die Möglichkeit» [4]. «Weil das Vorlaufen in die unüberholbare Möglichkeit alle ihr vorgelagerten Möglichkeiten mit erschließt, liegt in ihm die Möglichkeit eines existentiellen Vorwegnehmens des ganzen Daseins, das heißt die Möglichkeit, als ganzes Seinkönnen zu existieren» [5]. Später, in ‹Beiträge zur Philosophie›, verwahrt sich Heidegger gegen weltanschauliche, nihilistische Mißverständnisse, die mit dem Ausdruck ‹S.z.T.› verbunden wurden, und betont den fundamentalontologischen Zusammenhang mit der Seinsfrage [6].
[1]
M. Heidegger: Sein und Zeit (91960) 235 (§ 46).
[2]
a.O. 233f. (§ 45).
[3]
258f. (§ 52).
[4]
262 (§ 53).
[5]
264.
[6]
Das S.z.T. [1936/37], in: Beitr. zur Philos. (Vom Ereignis). Ges.ausg. III/65 (1989) 283f.