3. Der erste, der sich selbst als ‹Anarchisten› bezeichnete, war
P. J. Proudhon. Hatte er noch in seinem Frühwerk ‹De l'utilité de la célébration du dimanche› (1839) nach einem Zustand sozialer Gleichheit gefragt, der außerhalb von Despotismus und A. liegt
[1], so bekennt er sich in seinem ersten Hauptwerk ‹Qu'est-ce que la propriété› (1840) offen zum Anarchismus (= As.) und versteht unter A. nun nicht mehr Unordnung und Chaos, sondern «Abwesenheit jedes Herrschers, jedes Souveräns». Die neue, Gleichheit und Gerechtigkeit verwirklichende Gesellschaft sucht ihre Ordnung in der A., während die alte, in der die Menschen der Autorität anderer unterworfen sind, Unordnung und Chaos repräsentiert und deshalb zum Untergang bestimmt ist. Die neue Ordnung wird von der Wissenschaft hervorgebracht, die alles regelt, «was Gegenstand der Gesetzgebung und Politik ist». Die Wissenschaft löst die «Herrschaft des Menschen über den Menschen» ab, die despotische Willkür im Gebrauch und Mißbrauch des Eigentums («propriété» im Gegensatz zu «possession», dem rechtmäßigen, persönlichen Besitz); der Wille des Einzelnen wird in ein «wissenschaftliches Gesetz» umgewandelt
[2]: «Die Freiheit ist A., weil sie die Herrschaft der Willkür nicht zuläßt, sondern bloß die Autorität des Gesetzes, d.h. die Notwendigkeit»
[3]. Auch Proudhon weiß, daß das «beständige Zeugnis der Geschichte» gegen die A. und für die Notwendigkeit einer Ordnungsmacht in Form einer Regierung spricht, aber diese blieb doch immer ein Objekt des Mißtrauens und ein Faktor «dauernder Instabilität»
[4]. Die «A. der Produktion», der «wirtschaftlichen Kräfte», ist ein Übel, das die Gesellschaft
zerstört und deshalb beseitigt werden muß
[5], doch kann solche A. sogar unter einer starken politischen Zentralgewalt existieren
[6], und wahre A. im Sinn von Herrschaftslosigkeit schließt Ordnung nicht aus: «die höchste Vollkommenheit der Gesellschaft findet sich in der Vereinigung der Ordnung und der A.»
[7]. Aus der Negation des Eigentums folgt die Negation jeder Autorität, sowohl der religiös-kirchlichen als auch der politischen: A. ist «die wahre Form der Regierung»
[8]. In der Geschichte hat es immer zwei entgegengesetzte Parteien gegeben: eine hierarchische, die an die Autorität des Eigentums, des Königtums oder der Demokratie, der Philosophie oder der Religion glaubte, und eine «anarchische und atheistische», die jede göttliche oder menschliche Autorität ablehnte, den Sozialismus
[9]. Das autonome Ich kann kein göttliches Gesetz, kein «commandement mystique» über sich anerkennen, sein Gesetz ist der praktische Atheismus
[10]. Proudhon nennt seine Theorie gelegentlich auch ‹Sozialismus›
[11]; gegen die Sozialisten seiner Zeit (
L. Blanc, P. Leroux u.a.) hat er sich jedoch immer zum As. bekannt: Die A. ist die Grundlage der voll entwickelten, «erwachsenen» Gesellschaften (sociétés adultes), so wie die Hierarchie das Prinzip der primitiven Gesellschaften ist
[12]. Da der Staat in seiner Schutz- und Garantiefunktion überflüssig ist, kann er abgeschafft, die Ausbeutung des Menschen durch den Menschen beseitigt und die A. konstituiert werden, in der nicht Unordnung, sondern der höchste Grad an Ordnung und individueller Freiheit herrscht
[13]. Am Anfang der Geschichte der sozialen Entwicklung steht der Absolutismus, an ihrem Ende wird die A. stehen
[14]. Schon in seiner eigenen Zeit glaubt Proudhon in der direkten Regierung und der direkten Gesetzgebung Anzeichen für eine generelle Schwächung der Regierung und für eine Tendenz zur A. zu erkennen
[15]. An Stelle der politischen Mächte (Regierung, Polizei, Armee, Zentralverwaltung) sollen in der reinen A. (anarchie pure) ökonomische Organisationsformen treten, die die Bauern und Arbeiter zu einer Einheit zusammenschliessen und damit jene schlechte «anarchie des forces sociales», die immer zur Rechtfertigung des Despotismus gedient hat, verschwinden lassen. Die Absurdität der politischen Institutionen wird offenbar und die A. schließlich wie eine Wohltat angenommen werden
[16].
In seinen
späten Schriften hat Proudhon dann die A. eher als ein Ideal angesehen, das nie völlig erreicht werden kann. Die Menschheit nähert sich ihren Zielen, der Gleichheit, A. und Nicht-Religion (non-religion, non-mysticisme) immer mehr an, sie schreitet fort in Richtung auf Wissenschaft, Recht, Freiheit, Ehre und Gerechtigkeit
[17]. Proudhon konzipiert vier ideale Regierungsformen: Monarchie oder Patriarchat (Regierung aller durch einen einzigen), Panarchie oder Kommunismus (Regierung aller durch alle), Demokratie (Regierung aller durch jeden) und «Anarchie oder Self-government» (Regierung eines jeden durch jeden). Die beiden ersten sind Regime der Autorität, die beiden letzten Regime der Freiheit
[18]. In der A. werden die politischen Funktionen auf wirtschaftliche zurückgeführt, die soziale Ordnung resultiert allein aus Tausch und Vertrag. Demokratie und A. erscheinen nie in der Reinheit ihres Begriffs, sie sind dazu «verurteilt, im Status ewiger Wünsche (desiderata perpétuels) zu bleiben»
[19]. Gegenüber dem nie voll zu verwirklichenden Ideal der A. gewinnen in den späten Schriften die oft synonym gebrauchten Begriffe ‹Föderalismus› und ‹Mutualismus› an Bedeutung. In der Föderation, die zur «idée dominante de la politique» wird, verbinden sich die Partner durch einen Vertrag zu einem bestimmten Handeln, lassen einander darüber hinaus aber alle Autonomie
[20], während der Mutualismus gegenseitige ökonomische Leistungen (Dienste, Kredit, Sicherheit, Werte) sichert
[21].
Trotz Proudhons Neudefinition des A.-Begriffes fand der As. zunächst nur wenig Verbreitung. Im politischen Leben um 1848 stößt die A. weiterhin auf Ablehnung, obwohl sie den Liberalen für weniger verwerflich gilt als die Despotie
[22]. Werden von den Regierungen die demokratischen Bestrebungen als A. und Pöbelherrschaft disqualifiziert, so wendet sich
K. A. Varnhagen von Ense mit diesem Begriff gegen die Willkür und Unentschlossenheit der Minister, die mit ungesetzlichen Mitteln gegen das Volk vorgehen
[23].
M. Hess sieht den Wert der A., auf der auch Atheismus und Kommunismus fußen, nur in der Durchbrechung der «äußeren Schranken», in der «Schrankenlosigkeit»; sie muß danach zur «Selbstbestimmung oder Selbstbeschränkung, zur Sittlichkeit fortschreiten»
[24].
Eine große politische Bewegung konnte Proudhon zu seiner Zeit nicht begründen, obwohl er bei vielen Anhängern und Freunden Widerhall fand.
K. Grün nimmt die Definition der A. als Herrschaftslosigkeit auf und hält sie für unerläßlich in einer Wissenschaft, «welche die Freiheit des Menschen begründen» soll
[25]. –
W. Marr wendet sich gegen die aus der Revolution von 1848 unversehrt wieder hervorgegangenen Autoritäten und gegen den Sozialismus, in dem er dieselben diktatorischen Elemente sieht wie im «patriarchalischen Absolutismus». Die A. ist die einzige Rettung gegenüber «Gouvernementalismus» und «Repräsentativsystem». Zwischen A. und Autorität gibt es keinen Mittelweg. Das «Streben für und nach Individualität» ist «das einzig richtige, das einzig logische». Die Freiheit ist identisch mit der «Anarchie», sie «realisiert sich in der fortwährenden Negation alles überflüssig gewordenen Positiven»
[26]. In geheimen Bünden hat Marr selbst für die Verbreitung seiner Ideen gewirkt, für die er 1846 noch den Begriff ‹Demokratie› verwendet
[27].
In Frankreich vertritt
A. Bellegarrigue einen individualistischen As., in dem jeder Einzelne für sein persönliches Wohlergehen verantwortlich ist, ohne daß der Staat in sein Tun eingreifen darf
[28]. –
E. Cœurderoy ruft die «revolutionnaires anarchistes» zu einer allgemeinen Revolte und Erhebung auf, zu einem Unordnung und Chaos bringenden Krieg, der in seinen Zielen unbestimmt bleibt, aber trotzdem die Hoffnung der Menschheit ist, da sich die Gesellschaft immer in Revolutionen umformt. Andererseits kann der Mensch aber auch in jeder Epoche der Geschichte sein Glück und seine Freiheit finden
[29]. Er muß zwischen seinem ungeduldigen Streben nach Unendlichkeit und Freiheit, seinen «aspirations anarchiques» und den Hindernissen, die dem entgegenstehen, einen Ausgleich finden. Aber die Zeit ist nahe, in der der Staat und seine Funktionäre von einer fröhlichen A. («anarchie joyeuse») abgelöst werden
[30]. – Nach den Erfahrungen von 1848 glaubt
J. Dejacque, daß polizeiliche Einrichtungen für die Aufrechterhaltung der Ordnung überflüssig seien und daß deshalb das Heil für die Massen in der A. liege: «L'anarchie est l'état de santé des multitudes». Zur Verwirklichung dieser Utopie («rêve non réalisé, mais non pas irréalisable») plant er eine Organisation der Bevölkerung in großen Wohneinheiten (l'Humanisphère), in denen keine Hierarchie und Autorität, sondern vollkommene A. herrscht
[31].
Obwohl
M. Stirner immer zum As. gerechnet wird, hat er doch den Begriff ‹A.› nur selten verwandt, einmal als Gegensatz zum Liberalismus, dann aber gerade als dessen Attribut
[32]. Erst der spätere individualistische As. hat auf Stirner zurückgegriffen.
Auch bei den frühen amerikanischen Individualisten (
J. Warren, St. P. Andrews, L. Spooner) ist die A. nicht die erstrebenswerte Gesellschaftsform. Vielmehr herrschen hier die Begriffe «Individualität» und «Souveränität des Individuums über sich selbst» vor. Staat, Recht, Gesellschaft, Institutionen müssen hinter der Selbstbestimmung des Einzelnen zurückstehen
[33]. Sie sind es, die die allgemeine Unsicherheit und A. vergrößern
[34]. ‹A.› wird hier also noch im alten negativen Sinn gebraucht.
Hatte sich der proudhonistische As. in Frankreich mit den verschiedenen Strömungen des Sozialismus auseinanderzusetzen
[35], so hatte er bis 1869 auch einen nicht unbeträchtlichen Einfluß in der «Ersten Internationalen» (I. A. A.). Von da an wurde er aber mehr und mehr von dem As. Bakuninscher Provenienz zurückgedrängt, der jetzt gegen den zentralistischen Marxismus auftrat.
M. Bakunin hatte schon 1848 die Hoffnung geäußert, daß die A. aus einem Bauernkrieg, der von den «schlechten Leidenschaften» hervorgebracht würde, entstünde. «Nur ein anarchischer Bauernkrieg einerseits und die Verbesserung der Bourgeoisie durch die Bankerotte andererseits kann Deutschland retten»
[36]. Auch nach seiner Flucht aus der Verbannung wirkte Bakunin in seinen Schriften für eine solche A., die die «revolutionären Instinkte der Massen» nicht «zurückpressen», sondern sie «organisieren» soll, so daß eine alle Länder übergreifende Revolution aus ihnen hervorgehen kann
[37]. «Wir fürchten die A. nicht, wir rufen sie an, überzeugt, daß aus dieser A., das heißt der vollständigen Äußerung des entfesselten Volkslebens, die Freiheit, Gleichheit, Gerechtigkeit, die neue Ordnung und die Kraft der Revolution selbst gegen die Revolution hervorgehen müsse»
[38]. Die neue «lebendige Organisation» und die «natürliche Aktion» wird vom Volk direkt ausgehen; es werden sich «freie Föderationen von Ackerbau und Industrie betreibenden Assoziationen» bilden. Die oberste Organisation der Revolution, die «Assoziation der internationalen Brüder» verzichtet entweder ganz auf jede Diktatur oder erkennt nur eine solche an, die direkt auf der «Volks-A.», auf der von einer «unsichtbaren kollektiven Kraft geleiteten revolutionären A.» beruht
[39]. Bakunin hat immer den Wert des «spontanen Lebens» und der Leidenschaften für die A., den Vorrang des Lebens vor der Wissenschaft, ja sogar «bis zu einem gewissen Grade die Empörung des Lebens gegen die Wissenschaft oder vielmehr gegen die Herrschaft der Wissenschaft» betont
[40]. Die neue Gesellschaft soll Gerechtigkeit und Gleichheit garantieren, eine «Gleichheit des Ausgangspunkts», die «die gleichmäßig für alle tatsächliche Möglichkeit bietet, sich zu den größten Höhen der Menschheit zu erheben, zuerst durch Erziehung und Unterricht, dann durch die eigene Arbeit eines jeden in freier Assoziation»
[41]. In der vollständigen Entwicklung seiner Fähigkeiten und Anlagen besteht die Freiheit des Menschen, die das höchste Gut ist
[42]. Bedroht wird sie von den Autoritäten aller Art, vor allem von den sich gegenseitig ergänzenden und bedingenden Autoritäten von Staat und Kirche/Religion. Die Auflehnung gegen die Gesellschaft ist schwieriger als der Kampf gegen die Natur, weil der Mensch das, was er ist, durch die Gesellschaft geworden ist, und seine Freiheit an den anderen nicht ihre Beschränkung findet, sondern die anderen die «notwendige Voraussetzung und Bejahung» der Freiheit des Menschen sind
[43]: «Mit einem Wort, wir weisen alle privilegierte, patentierte, offizielle und legale Gesetzgebung, Autorität und Beeinflussung zurück, ... in der Überzeugung, daß sie immer nur zum Nutzen einer herrschenden und ausbeutenden Minderheit gegen die Interessen der ungeheuren geknechteten Mehrheit sich wenden können. In diesem Sinne sind wir wirklich Anarchisten»
[44]. Das Prinzip der spontanen, freien Assoziation und die Zurückweisung jeder staatlichen oder autoritären Lenkung gilt bereits für den revolutionären Kampf selbst. Die Ablehnung jeder «politischen Macht» zugunsten der nur «sozialen und folglich antipolitischen Macht» trennt, nach Bakunin, «die revolutionären Sozialisten oder Kollektivisten von den autoritären Kommunisten»
[45]. Er stellt «das anarchistische System von Proudhon», das er «erweitert, entwickelt und von all seinem metaphysischen, idealistischen, doktrinären Aufsatz befreit» habe, dem System des autoritären Kommunismus, des «doktrinären Staatssozialismus» gegenüber
[46]. Diese Differenzen führten schließlich zum Ausschluß Bakunins und seiner Anhänger aus der «Internationalen» (Kongreß in Den Haag 1872), zum Bruch der Marxisten mit den Anarchisten. Die Anarchisten, die die volle Autonomie der einzelnen Sektionen vertraten
[47], hielten zunächst in Saint-Imier (Schweiz) einen eigenen Kongreß ab (September 1872) und versammelten sich zu «antiautoritären Internationalen» in Genf (1873), Brüssel (1874), Bern (1876) und Verviers (1877). Außer den anarchistischen Delegationen vor allem aus Italien, Spanien, Holland, Belgien und der Westschweiz wurden diese Kongresse auch von Sozialdemokraten besucht, bis es zwischen beiden Richtungen zu einer neuen Spaltung kam, so daß die weiteren Kongresse der Anarchisten an Bedeutung verloren
[48].
Marx und
Engels verteidigten die zentrale Leitung der «Internationalen» und erklärten die Begriffe «Autonomie der Sektionen, freie Föderation autonomer Gruppen, Antiautoritarismus, A.» für «Phrasen»
[49]. «Unter der Maske des extremsten As.» richten die Anarchisten «ihre Angriffe nicht gegen die bestehenden Regierungen, sondern gegen die Revolutionäre»
[50]. Die Abschaffung des Staates, die der As. proklamiere, sei selbst ein autoritärer Akt, und auch der As. halte es für notwendig, eine Organisation aufzubauen, so daß «also alle Elemente des ‹Autoritätsstaates› aufs schönste wieder hergestellt» seien
[51]. Die Ideale der A., der reinen Aktion «von unten nach oben» und der «freien Föderation» lassen sich praktisch nicht verwirklichen; statt der Abschaffung des Staates folgt nur die Aufsplitterung in «eine Anzahl neuer, kleiner Staaten»
[52]. Angesichts des Drucks der Regierenden kann die A. nicht schon mit der Organisation der Proletarier beginnen, sondern erst am «Ziel der proletarischen Bewegung» stehen, wenn der Staat abgestorben ist. Die Anarchisten aber greifen die «Sache am umgekehrten Ende an»
[53].
Neben Bakunin wurde vor allem auch
J. Guillaume, der Organisator der «Fédération Romande» und späteren «Fédération Jurassienne» in der Schweiz aus der «Internationalen» ausgeschlossen. Er vertritt eine Gesellschaftsform, die sich aus kleinen Produktionsgruppen und lokalen Föderationen aufbaut, die sich wiederum zu ‹Kommunen› zusammenschließen. In der Autonomie und Unabhängigkeit der einzelnen Sektionen liegt deren «an-archie», die «Abwesenheit einer zentralen Autorität»
[54]. Meistens gebrauchten die Jurassier für sich nicht den Begriff ‹As.›; sie nannten sich eher ‹Föderalisten›, ‹antiautoritäre Kollektivisten› und ‹Autonomisten›
[55].
Nach seinem eigenen Bekenntnis gelangte
P. Kropotkin durch die «Prinzipien der Gleichheit ..., die Unabhängigkeit im Denken», die er im schweizerischen Jura vorfand, zum As.
[56]. Anders als Bakunin, der sich zum ‹kollektivistischen As.› rechnete und den Kommunismus scharf ablehnte, bevorzugte Kropotkin den Begriff ‹kommunistischer As.›. Er versuchte den Nachweis zu führen, daß der As. seine Wurzeln in der modernen Wissenschaft hat. Er lehnt jede metaphysische Erklärung z.B. des Rechts, des Staates, der Nationalökonomie ab, d.h. jede Begründung, die sich nicht mit den Methoden der exakten Naturwissenschaft gewinnen läßt
[57]. Der As. entspringt dem «direkten Leben», «sucht aber sofort seinen Ausdruck und seine theoretische und wissenschaftliche Begründung zu finden»
[58]. Die moderne Wissenschaft hat ihre Parallele im As., da auch jener seine Mitglieder keiner Autorität unterwerfen, sondern den Individuen die Möglichkeit zur freien Entwicklung ihrer Fähigkeiten und einer harmonischen Verbindung untereinander geben will: «Elle cherche le plus complet développement de l'individualité, combiné avec le plus haut développement de l'association volontaire sous tous les aspects»
[59]. Die A. bedarf, damit sie sich nicht in falschem Individualismus verliert, des Kommunismus, der gemeinsamen Organisation von Produktion und Arbeit und der Verwaltung des Eigentums. As. und Kommunismus liegen in der Tendenz der Zeit, sie ergänzen sich gegenseitig. Der Kommunismus darf jedoch nicht die autoritäre Form des Marxismus annehmen; die neue Gesellschaft braucht nicht die Einmischung des Staates, sie kann sich allein auf freiwilliger Basis, aus der Notwendigkeit ihrer Bedürfnisse heraus und auf der Grundlage der gegenseitigen Hilfe bilden (vgl. ‹Gegenseitige Hilfe in der Entwicklung› [1904]). Der «communisme anarchiste» ist die Synthese von wirtschaftlicher und politischer Freiheit
[60]. Die «Entwicklung der Initiative des Individuums und der Gruppe» kann nur unter «Einschränkung der Funktionen des Staates» erfolgen. Sie liegt in der A., die nicht Unordnung, sondern Verneinung der Autorität und der alten knechtischen Ordnung bedeutet
[61]: «Die vollständige Unabhängigkeit der Kommune, die Föderation der freien Kommunen, und die soziale Revolution innerhalb der Kommune – durch das Volk selbst vollbracht», ist das Ziel
[62]. Die Arbeitsteilung soll aufgehoben, die Industrie dezentralisiert und eng mit Landwirtschaft und Handwerk verbunden werden
[63]. So überwindet der kommunistische As. die Entfremdung der Menschen untereinander und schafft neue Kontakte, neue Formen von Geselligkeit und eine Moral, aufgrundderen die Menschen ohne äußeren Zwang doch in einer der Gesellschaft nützlichen Weise handeln, da sie die Notwendigkeit dazu von selbst einsehen
[64].
Viele von Kropotkins Anhängern haben für die Verbreitung des kommunistischen As. gewirkt. Für
E. Reclus zeigt die Geschichte, daß jeder Fortschritt in Richtung auf Freiheit und Gleichheit mit einer Auflehnung gegen die Gehorsam fordernden Mächte verbunden war. Die großen Epochen des Geistes und der Kunst waren auch Zeiten beständiger Kämpfe und der A., in der die Menschen nach Freiheit strebten
[65]. Das Ideal der A. ist die «volle und absolute Freiheit», seine Meinung auszudrücken, zu handeln, wie man will und sich mit anderen in «kollektiven Werken» zu verbinden
[66]. Jede Autorität von Institutionen, Staat und Kirche, wird zurückgewiesen
[67]. So kommt der Tag, da die Revolution, vorbereitet von der Evolution, die Freiheit für alle bringen wird
[68]. – Auch für
J. Grave bedeutet A. die «négation de l'autorité» in Familie, Religion, Politik, Armee usw. Die Basis der neuen Gesellschaft ist allein die Solidarität der Einzelnen, aufgrundderen sich, wenn das persönliche Eigentum und damit der Antagonismus der Interessen beseitigt sind, die «harmonie sociale» bilden kann. Die Arbeit verliert dann den Charakter der Mühsal und des Leidens
[69]. Ohne Hoffnung auf etwaige gute Regierungen und gerechte Institutionen soll die zukünftige Gesellschaft allein auf der «action individuelle», der Autonomie und Initiative der Individuen aufgebaut sein. Ein Rückfall in die Isolierung des Naturzustandes muß jedoch durch die Assoziation der Menschen in kleinen unabhängigen Gruppen mit engen Beziehungen untereinander verhindert werden
[70]. – Ebenso vertritt auch
Ch. Malato einen kommunistischen As., in dem die Autonomie und Freiheit des Menschen in den Gruppen, der Gruppen in den Stadt- und Dorfkommunen, der Kommunen in den Föderationen garantiert werden. Der kommunistische As. will die Sozialisierung der Wirtschaft erreichen, ohne in den Fehler des autoritären und hierarchischen Sozialismus zu verfallen, der am Staat festhält
[71].
In Italien entwickelt entsprechende Theorien vor allem
E. Malatesta. Der Kommunismus, falls er nicht in seiner autoritären Form auftritt, kann sowohl die «individuelle Freiheit» als auch «das Wohlbefinden aller» garantieren. Bei aller notwendigen Organisation des As. muß doch die Freiheit des Experimentierens, des Suchens nach einer besseren sozialen Ordnung erhalten bleiben
[72]. Der Kollektivismus wird als «unvereinbar mit der A.» abgelehnt, da er die wirtschaftliche Konkurrenz aufrecht erhält; erst der Kommunismus bringt die gemeinsame Nutzung der Produktionsmittel und die Überführung des Eigentums in Gemeingut
[73]. – Wie Malatesta verwirft
F. S. Merlino den Kollektivismus, betont aber gegenüber dem Kommunismus das Prinzip der persönlichen Autonomie, der A. und des freien Vertrages
[74].
J. Most, ein ehemaliger deutscher Sozialdemokrat, vertrat von 1882 an in Amerika zunächst einen Kollektivismus, in dem ein «föderalistisches System ... der individuellen Freiheit den weitesten Spielraum gewährt, aber gleichzeitig auch ein ordnendes Band um alle Elemente schlingt, welche im großen und ganzen den gleichen Zwecken dienen»
[75]. Später vertritt auch er den kommunistischen As. «mit dem Verlangen nach freiem Genußrecht, freier Arbeitsleistung und Abwesenheit jeder eigentlichen politischen Organisation» in Anlehnung an die «Agitationsschriften Kropotkins»
[76]. Er wendet sich damit gegen den damals in Amerika vorherrschenden (z.B. von
B. R. Tucker vertretenen) individualistischen As.
[77]. Durch die Propaganda der russischen Emigranten
A. Berkman und
E. Goldman u.a. gewann dann der kommunistische As. größere Verbreitung. Er bedeutet für sie Freiheit an Stelle von Staat und Gesetzen, gemeinsame Nutzung der Güter an Stelle des privaten Besitzes. A. meint nicht Unordnung und Chaos, sondern Ordnung auf der Grundlage der Freiheit, Kommunismus ohne bolschewistische Diktatur. Während dis bisherigen Revolutionen nie den richtigen Weg zur Verwirklichung der Freiheit gefunden haben, wird sich die «social revolution» von ihr leiten lassen und die A. heraufführen
[78]. Der As. wird alle Gegensätze zwischen Individuum und Gesellschaft in einer Einheit des Lebens versöhnen, der schöpferischen Energie des Einzelnen und der ungehinderten Gruppenbildung freien Raum lassen. As. ist deshalb die Theorie der sozialen Harmonie, die aber über die konkrete Form der zukünftigen Gesellschaft nichts aussagen kann, da sie dies gerade der freien Entfaltung der menschlichen Bedürfnisse und Fähigkeiten überlassen will
[79].
Auch
A. R. Parsons, der 1887 mit anderen Anarchisten als angeblicher Verantwortlicher für eine blutig verlaufene Streikversammlung zum Tode verurteilt wurde
[80], strebt eine «Ordnung ohne Regierung» (As.), verbunden mit «allgemeiner Kooperation (Kommunismus)» an. Auch er wehrt sich gegen das allgemeine Vorurteil, daß A. «Gewalt, Chaos, Zügellosigkeit» bedeute; sie ist «gerade das Gegenteil der gegenwärtigen Ordnungslosigkeit»
[81]. Der As. kann jedoch keine «abgerundete Skizze von der vollständigen Organisierung einer freien bürgerlichen Gesellschaft ... geben», denn das hieße, «den kommenden Geschlechtern eine neue Schranke in den Weg setzen»
[82]. Es kann nur soviel gesagt werden, daß die «zentralisierte oder konzentrierte Gewalt» durch Selbstbestimmung und das «natürliche Gesetz» ersetzt werden soll
[83]. «Das Naturgesetz ist völlig ausreichend» zur Regelung der gesellschaftlichen Ordnung, da die jetzigen Übel nur aus den wirtschaftlichen Ungerechtigkeiten folgen
[84].
Ähnliche Gedanken finden sich bei
D. Saurin: das Ich ist sein alleiniger Gesetzgeber, der Mensch folgt den Gesetzen, die er in sich findet. Da diese allgemein und notwendig, vernünftig und einsehbar sind, kann auf ihnen eine soziale Ordnung aufgebaut werden. Der Staat und jeder äußere Zwang wird überflüssig: «L'Ordre ne reviendra qu'avec l'A., la loi inviolable, à laquelle chacun adhère, comme à sa propre nécessité»
[85].
Gegenüber den verschiedenen Arten des kommunistischen As. hatte der individualistische As. weniger Bedeutung.
J. H. Mackay, der Wiederentdecker Stirners, wendet sich gegen jede Gewalt, die den Einzelnen in der Freiheit seiner Persönlichkeit einschränken könnte, und gegen jede Gewaltanwendung bei der Umformung der Gesellschaft. Das Ideal der A., Herrschaftslosigkeit und Gleichheit, «das freie unabhängige Individuum, dessen einzige Forderung an die Gesellschaft in der Respektierung seiner Freiheit besteht und dessen einziges selbstgegebenes Gesetz die Respektierung der Freiheit der Anderen ist», darf nicht durch Attentate und Terror, sondern nur durch passiven Widerstand erreicht werden. Die Befreiung des Menschen kann nur das Werk des Einzelnen, nicht etwa das der Arbeiterklasse sein
[86]. – Für
B. R. Tucker sind «Staatssozialismus» und As., Autorität und Freiheit, Marx und J. Warren bzw. Proudhon unversöhnliche Gegensätze. «Ich definiere As. als den Glauben an die größtmögliche Freiheit, vereinbart mit Gleichheit der Freiheit; oder in anderen Worten, als Glauben an jede Freiheit, ausgenommen die Freiheit des Eingriffs»
[87]. Der As. beruht auf der Anerkennung des Egoismus, des Strebens nach dem persönlichen Vorteil der Individuen. Das schließt jedoch nicht die Möglichkeit «freiwilliger Vereinigungen vertragschließender Einzelner» außerhalb des staatlichen Zwangs- und Herrschaftsverbandes aus. Auch Recht und Eigentum können dann, soweit sie nicht aufoktroyiert bzw. monopolisiert sind, von den Anarchisten geachtet werden
[88]. – Der Kampf gegen den Bolschewismus, gegen Staatsautorität und wirtschaftliche Monopole, gegen die Anwendung von Gewalt und für die nicht an Staat und Parteien gebundene Freiheit des Menschen ist auch für
B. Lachmann der Inbegriff des As.
[89].
In den Niederlanden wurde der As. von
F. D. Nieuwenhuis begründet, der sich von der Kirche abwandte, da ihm «nicht das Christsein, sondern das Menschsein», die «Humanität» die höchste Aufgabe war und die Kirche diese nicht wahrnehmen könne
[90]. Sein ‹Nachfolger› war
B. de
Ligt, der sich als «Sozialanarchist» bezeichnet und vom «Bourgeoisindividualismus» abgrenzt. Obwohl er glaubt, daß sich Marxismus und As. gegenseitig zu revidieren haben, sieht er, daß die Revolution von 1917 in die falschen Hände geraten ist und daß der As. beim Neuaufbau nach der Revolution versagt hat
[91].
In Belgien war
C. de
Paepe der Hauptvertreter des As. Für ihn ist die A. die konsequente Verwirklichung des demokratischen Prinzips; sie kann aber erst nach einer «sozialen Reorganisation» eintreten, da man sie jetzt noch als Unordnung und Chaos ablehnt, wo sie doch gerade Sicherheit, Ordnung und Harmonie herbeiführen will. 1874 wandte er sich jedoch vom As. ab, da er von der kommenden Revolution eine allgemeine Desorganisation befürchtete
[92].
In unzähligen Schriften, Broschüren, Zeitschriften usw. suchten die Anarchisten ihre Ideen zu verbreiten und vor allem zu erreichen, daß der As. nicht mit Unordnung und Zerstörung gleichgesetzt werde. Da sie aber die Teilnahme am politischen Leben ablehnten und, mit Ausnahme der individualistischen Anarchisten, glaubten, nur mit Gewalt die sozialen Verhältnisse umgestalten und die Revolution herbeiführen zu können, beschränkten sich ihre praktischen Taten oft auf lokale Erhebungen (Insurrektionen), Attentate, Anschläge und Terrorakte. Man erhoffte sich durch diese «Propaganda durch die Tat» – dieses Prinzip wurde 1877 von
P. Brousse konzipiert
[93] – eine größere Wirkung als durch Reden oder Schriften. Es sollte eine Agitation sein, die Aufsehen erregte und so schnell mit den Zielen des As. bekannt machte
[94]. Die «Propaganda durch die Tat» «will nur aufklären, nur der Wahrheit zum Siege verhelfen, die auf dem Wege der bloß gesprochenen oder geschriebenen Agitation so arg langsam sich zu den Massen Bahn bricht»
[95]. Der extremste Fanatiker war der zeitweilig mit Bakunin verbundene
Netschajew, der all sein Handeln in den Dienst der Revolution stellen wollte und im Bewußtsein, im Recht zu sein, vor keinem Mittel zurückschreckte
[96]. Brutale Mittel sollen nach
A. Hamon die Gesellschaft nicht direkt verändern, sondern sind als Protest gegen Unterdrückung und Ungerechtigkeit zu verstehen
[97]. Der Geist der allgemeinen, unbestimmt bleibenden Revolte charakterisiert alle Menschen, ist aber bei den Anarchisten besonders ausgeprägt
[98].
Diese Gewaltakte veranlaßten viele Kritiker, den As. lediglich als kriminelle Bewegung anzusehen
[99], auch dort, wo man als Heilmittel gegen den As. mehr Liberalität empfahl, um ihn dadurch unschädlich zu machen
[100]. Man befürchtet die «Schrankenlosigkeit und Fessellosigkeit», die Ichsucht, die der As. mit sich bringen werde, so daß ein «Krieg aller gegen alle und schließlich brutale Unterdrückung des Schwachen durch den Starken» folge
[101]. Andere glauben, daß die Ideen des As. undeutlich und wenig originell sind und daß sie deshalb auch keine ernste Gefahr darstellen
[102]. Völlige Herrschaftslosigkeit, das Ideal des As., ist praktisch unmöglich, da immer «Leitung und Entscheidung» notwendig sind. Der As. gibt höchstens den Anstoß, «nach dem geringsten Maß von Herrschaft zu suchen»
[103].
Ernsthaftere Kritiker dagegen fragen nach den Wurzeln der «Theorie des As.».
R. Stammler sieht sie beim individualistischen As. im Bürgertum (Liberalismus, Privateigentum), beim kommunistischen As. im Sozialismus. Beide haben aber das gemeinsam, daß in ihnen «der radikalste Skeptizismus in Sachen der Rechtsordnung beschlossen ist». Sie lassen eine «Organisation der menschlichen Gesellschaft nur unter Konventionalregeln» zu
[104]. Der As. «verwirft ... nicht gerade das Recht an sich, aber das Gesetzesrecht zu Gunsten des Gewohnheitsrechtes und die staatliche Rechtsvollstreckung zu Gunsten einer auf wohlverstandenem Selbstinteresse beruhenden freiwilligen Rechtsbefolgung»
[105].
E. Linpinsel hält die volle Befreiung von allen Bindungen und Institutionen für undurchführbar, sieht aber im As. «eine Korrektur an der Vergewaltigungstendenz» der sozialen Gebilde, an der «zunehmenden Normierung, Institutionalisierung des Lebens». Nach
C. Schmitt liegt allem As. der Glaube zugrunde, daß der Mensch gut und das Böse nur «Folge theologischen Denkens» sei
[106]. Für
L. Oppenheimer ist der föderalistische As. die bedeutendste aller Richtungen des As., da er die Entfaltung aller Kräfte des Einzelnen und der Gemeinschaft sowie deren Verbindung zu einer lebendigen Einheit und neuen Ordnung, nicht dagegen ihre Vereinzelung zum Ziel hat
[107].
Schon zu Ende des 19. Jh. verlor der As. stark an Bedeutung. Die Lösung der sozialen Probleme und die praktischen Aufgaben zur Verbesserung der Lage der Arbeiter wurden vom Sozialismus und, in Frankreich, vom Syndikalismus wahrgenommen. Die Syndikalisten, unter denen sich viele ehemalige Anarchisten befinden, betonen gegenüber dem Sozialismus die Autonomie und Unabhängigkeit von einer zentralen Verwaltung; sie lehnen die Teilnahme an Regierung und Parlament ab, werfen aber dem As. vor, sich von den wirklichen Aufgaben der Arbeiter ab- und dem Individuum zuzuwenden. Deshalb wollen sie in Gewerkschaften (C.G.T.) und «Arbeitsbörsen» (Bourses de Travail), mit Streiks, direkten Aktionen und Klassenkampf für die Arbeiterklasse kämpfen
[108].
A. Naquet glaubt, daß der As. seinen Weg nicht konsequent zu Ende gehe: Zwar werden die Produktionsmittel sozialisiert, aber der Verbrauch bleibt weiterhin individuell. Die Ablehnung einer politischen Organisationsform könnte vielleicht doch zu einer neuen Diktatur führen
[109].
G. Sorel kritisiert den bourgeoisen Intellektualismus des As., der schließlich dazu geführt habe, daß viele Anarchisten, um wirklich revolutionär tätig zu werden, in die Syndikate eingetreten seien
[110]. Da der Syndikalismus mit dem As. den Antiparlamentarismus teilt, ist Sorel bereit, sich unter diesem Aspekt zum As. zu bekennen
[111].
Schärfere Kritik übt der Sozialismus am As.
J. Guesde, ein ehemaliger Anarchist, der dann zu einer eigenen Variante des Sozialismus gelangte, wendet sich gegen die naive Auffassung des As., daß es genüge, den Staat abzuschaffen, um alle gesellschaftlichen Antagonismen zu überwinden
[112].
B. Russell hält den As. zwar für möglich, aber nicht für wünschenswert, da ihm der Staat als Schlichtungs- und Garantieinstanz doch notwendig erscheint
[113]. Dem Sozialismus werden hier wie auch bei
W. Morris und
G. B. Shaw[114] die größeren Chancen eingeräumt, die soziale Lage zu verbessern. Dagegen glaubt
Fr. Oppenheimer, daß sich das Ideal des As. mit den von ihm selbst vertretenen Vorstellungen («sozialer Liberalismus») berühre, wenn auch eine Aufhebung der Arbeitsteilung und völlige Abschaffung des Staates nicht möglich sei
[115].
Sowohl Sozialdemokraten wie Marxisten haben gegenüber dem As. immer geltend gemacht, daß die Abschaffung des Staates bzw. sein Absterben erst am Ende des Weges zum Sozialismus stehen könne, daß für den Kampf gegen den Kapitalismus eine gute Organisation der Arbeiter und, um eine Konterrevolution zu vermeiden, die Diktatur des Proletariats notwendig seien
[116]. Während
M. Adler annimmt, daß «kein prinzipieller Unterschied zwischen Sozialismus und As. in bezug auf das Ziel der sozialen Entwicklung» bestünde, sondern nur in bezug auf den Weg dorthin
[117], unterscheiden
Plechanow, Lenin und
Stalin scharf zwischen Kommunismus und As.: Die Anarchisten sind nach
Plechanow bourgeoise Utopisten, die in ihrer Kompromißlosigkeit «überall das Gegenteil von dem erzielen, was sie zu erzielen suchen»
[118]. Sie sind Kleinbürger, Individualisten und Revoluzzer, die das Machtmittel des Staates nicht ausnutzen wollen und deshalb den Klassenkampf nicht begriffen haben. An Plechanow kritisiert
Lenin, daß er in seiner Auseinandersetzung mit dem As. die wichtigste Frage, die des Staates, nicht berücksichtigt habe
[119].
Stalin sieht den grundsätzlichen Unterschied zwischen Marxismus und As. darin, daß der As. zuerst die Befreiung der Persönlichkeit erstrebt, um daraus die Befreiung der Masse abzuleiten, während der Sozialismus umgekehrt vorgeht
[120].
Nach 1918 hatte der As. als politische Bewegung nur noch lokale Bedeutung. Zwar setzten viele Anarchisten (u.a. Kropotkin) ihre Hoffnung auf die russische Revolution, in der Ukraine kämpfte eine anarchistische Armee
[121], aber die Anhänger des As. wurden bald durch den bolschewistischen Zentralismus unterdrückt
[122]. Zu einer praktischen Anwendung seiner Prinzipien gelangte der As. für einige Zeit in Spanien, bis er auch dort teils von den Kommunisten, teils von den Falangisten beseitigt wurde
[123].
Aus den Erfahrungen der russischen Revolution, in der er aktiv für den As. kämpfte, kommt
G. P. Maximoff zu dem Schluß, daß nur die A., die staatslose Föderation und die kommunistische Produktionsweise, gleichbedeutend mit einer neuen Form des Anarcho-Syndikalismus, eine freie Gesellschaft begründen können
[124]. Während
R. Rocker sich zum Syndikalismus bekennt, der nicht wie der traditionelle Sozialismus an Staat, Parteien und Diktatur des Proletariats festhält, sondern eine «Reorganisation der Gesellschaft von unten nach oben» erstrebt
[125], vertreten
P. Ramus und
E. Mühsam weiterhin den kommunistischen As., die «Herrschaftslosigkeit auf politischem wie ökonomischem Gebiet»
[126]. Nicht der Marxismus (Sozialdemokratie und Bolschewismus), sondern nur der As. kann von Unterdrückung und Ausbeutung befreien, «das Geistesreich individueller Freiheit und sozialen Gemeinsinns und Glücks» errichten und damit den Gegensatz zwischen Individuum und Gesellschaft aufheben
[127]. Frieden und Antimilitarismus sind im As. am konsequentesten verwirklicht
[128]. Gegenüber dem individualistischen As. bestreitet der auf Gütergemeinschaft beruhende kommunistische As. «die Möglichkeit und auch die Wünschbarkeit des vom Ganzen losgelösten Individuums», denn die «Selbstverfügung und Selbstentschließung des Menschen» kann nicht ohne die Gesellschaft, «die Gemeinschaft aller im Sozialismus» existieren
[129].
G. Landauer betont gegen den anarchistischen Kommunismus, der «losgelöst ... von aller Wirklichkeit» und vom «selbstgewachsenen Leben» immer nur «aufs Absolute ausgeht» (Kropotkin, E. Reclus u.a. rechnet er eher zum «Kommunalismus»), einen «Sozialismus der Bewegung», der nicht einem starren, einheitlichen Programm, sondern dem Leben und dem wirklichen Menschen folgt, der die Revolution nicht als Ergebnis eines festen Geschichtsprozesses erhofft, sondern schon jetzt mit der Erneuerung «beginnen» will, z.B. in der «Zusammenlegung des Konsums», in den Genossenschaften und «Gemeinden», in denen sich das Volk «abseits des Staates» konstituiert, in der sozialistischen Siedlung
[130]. Gegen den dogmatischen, doktrinären Marxismus und gegen den ungerechten, unterdrückenden Kapitalismus bringt Landauer Geist und Kultur, Leben und «lebendiges Volk» ins Spiel, gegen die «Geistlosigkeit des Staates» («der Staat ist das Surrogat des Geistes») und gegen den Bürokratismus der Sozialdemokratie setzt er die gemeinschaftliche Verbindung der Arbeiter «in kleinen Gruppen, je nach Berufen und Organisationen»
[131]. «Der Geist gibt dem Leben einen Sinn, Heiligung und Weihe; der Geist schafft, zeugt und durchdringt die Gegenwart mit Freude und Kraft und Seligkeit; das Ideal wendet sich vom Gegenwärtigen ab, dem Neuen zu; es ist Sehnsucht nach der Zukunft, nach dem Besseren, nach dem Unbekannten. Es ist der Weg aus den Zeiten des Niederganges heraus zu neuer Kultur»
[132]. Nach eigener Aussage hat Landauer den Begriff ‹A.› nur selten verwandt, er ist «ein andrer, in seiner Negativität und besonders starken Mißverständlichkeit weniger guter Name für Sozialismus»
[133]. «Der Sozialismus ist die Rückkehr zur natürlichen Arbeit, zur natürlichen, abwechslungsvollen Verbindung aller Tätigkeiten, zur Gemeinschaft von geistiger und körperlicher, von handwerklicher und landwirtschaftlicher Arbeit, zur Vereinigung auch von Unterricht und Arbeit, von Spiel und Arbeit»
[134]. Aber die sich am Staat und am Parlamentarismus beteiligenden Marxisten wissen nicht, «daß Sozialismus A. ist und Föderation»
[135].
Eine Zusammenfassung der breiten Literatur des As., eine möglichst vollständige Darlegung aller Richtungen («Exposé des principes, théories, conceptions, tendances et méthodes de la pensée et de l'action véritablement révolutionnaires, c'est-à-dire anarchistes») will
S. Faure in einem Lexikon geben, in dem alle Artikel unter dem Aspekt des As. stehen
[136].
Auch nach den Beziehungen zwischen Kunst und A. wird gefragt. Schon Madame de
Staël fand die in Deutschland herrschende «anarchie douce et paisible», das Fehlen eines geistigen Zentrums, günstig für die Entwicklung der individuellen Einbildungskraft und des künstlerischen Genies
[137], und im 19. Jh. bekundeten viele Künstler und Schriftsteller ihre Sympathie mit dem As.
H. Read glaubt, daß jeder Künstler notwendig ein Anarchist sein müsse; der As. ist die einzige Alternative zum Herr-Knecht-Verhältnis
[138]. Nach
E. Wind gehört ein gewisses Maß an Unruhe und Verwirrung zu jeder schöpferischen Energie
[139].
Nach dem Zweiten Weltkrieg blieb das Interesse am As. zunächst gering.
R. Rocker propagiert noch einmal die A. als «Synthese von Liberalismus und Sozialismus»
[140];
P. Heintz versucht, obwohl er weiß, daß der «historische As. des 19. Jh. tot ist», den Nachweis, daß der As. doch als «stille Revolution» und als «Empörung des Lebens gegen die Starrheit und den Schematismus der Institutionen» weiterlebt
[141]. In Frankreich bildet sich 1950 unter
G. Fontenis eine «Fédération anarchiste». Wie schon
Nietzsche[142] beobachtet auch
I. Fetscher im As. das «Umschlagen radikaler Freiheitsforderungen in Apologien des Terrors»
[143]. Erst in jüngster Zeit wird mit dem Streben nach einem undogmatischen Sozialismus
auch der As. erneut diskutiert. Neben einem verstärkten Interesse am historischen As.
[144] sieht man auch in der Gegenwart «Erscheinungen anarchistischer Untergrund- und Gegenkulturen» und «Kultur-As.»
[145] bzw. «sektiererische wie anarchistische Züge» in der Konsequenz der Theorie
H. Marcuses[146], obwohl sich dieser selbst nicht zum As. zählt, wenn er auch «das anarchistische Element als eine sehr mächtige und progressive Kraft» betrachtet
[147]. Einerseits beobachtet man die direkt aus dem Volke kommende Revolution des spanischen As. mit Sympathie
[148], andererseits ist aber gerade diese Spontaneität und Unmittelbarkeit Gegenstand der Kritik und der Ablehnung
[149].
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P. J. Proudhon: De l'utilité de la célébration du dimanche (Paris 1839, Neudruck 1926) 61. |
|
Qu'est-ce que la propriété? hg. E. James (Paris 1966) 295. 299ff.; dtsch. A. F. Cohn (1896) 219. 224ff. |
|
a.a.O. 304; dtsch. 228; vgl. De la création de l'ordre dans l'humanité (Paris 1843). |
|
De la justice dans la révolution et dans l'église (Neudruck Bruxelles 1860) 4. 3. |
|
Idée générale de la révolution au 19e siècle (Neudruck Paris 1868). Oeuvres complètes 10, 42f.; Les majorats littéraires (Bruxelles 1862) 99; vgl. Système des contradictions économiques ou philos. de la misère (Paris 1846) 1, 201; 2, 445; M. Bakunin: Gesammelte Werke (1921–1924) 1, 172; 2, 51; zum Fortwirken des Begriffs s. Art. ‹A. der Produktion› in: Sowjetsystem und demokratische Gesellschaft (1966ff.) 1, 206ff. |
|
P. J. Proudhon: De la capacité politique des classes ouvrières (Paris 21865) 397. 401. 408. 415. |
|
Qu'est-ce que la propriété? a.a.O. [2] 308; dtsch. 232. |
|
Bekenntnisse eines Revolutionärs, hg. G. Hillmann (1969) 94. |
|
Système des contradictions a.a.O. [5] 1, 9. |
| |
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Le Droit au travail et le droit de propriété (Paris 1848) 7. 36. |
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Mélanges 3. Oeuvres complètes 19 (Paris 1870) 9. |
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Idée générale de la révolution a.a.O. [5] 132. |
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|
Théorie de la propriété (Neudruck Paris ca. 1863) 241f. |
|
Du principe fédératif (Paris 1863) 25. |
|
a.a.O. 29f.; vgl. 37f. 42. |
| |
|
De la capacité politique a.a.O. [6] 183–193. |
|
C. von Rotteck und C. Welcker: Das Staatslex. ( 21845 –1848) 1, 516ff. |
|
K. A. Varnhagen von Ense: Tagebücher (1861–1870) 5, 214. 277. 291f. 304. 306. 310. 313. 318. 322. 334; 6, 76, 163. 214; 7, 374. 431. 445; 8, 117. 193. 303; 9, 254. 261f. 274; 10, 289. 332; 11, 444; vgl. für Spanien z.B. [Algarve]: L'anarchie espagnole (Paris 1868). |
|
M. Hess: Philos. und Sozialist. Schriften 1837–1850, hg. A. Cornu/W. Mönke (1961) 221–225. |
|
K. Grün: Die soziale Bewegung in Frankreich und Belgien (1845) 448f. |
|
W. Marr: A. oder Autorität? (1852) 58ff. 80. 95. 108. 128. |
|
Das junge Deutschland in der Schweiz (1846) bes. 13 3. 172. |
|
A. Bellegarrigue: L'a. Journal de l'ordre Nr. 1. 2 (Paris 1850), zit. A. Sergent und Cl. Harmel: Hist. de l'a. (o. O. 1949) 234ff. |
| |
|
E. Cœurderoy: Jours d'exil (Teil 2) (London 1855) 31. 72. |
|
Zit. Sergent/Harmel, a.a.O. [28] 263–271; vgl. M. Nettlau: Der Vorfrühling der A. (1925) 210–216. |
|
M. Stirner: Der Einzige und sein Eigentum ( 21882) 109. 147. |
|
J. Warren: Equitable commerce (New York 1852, Neudruck New York 1965); St. P. Andrews: Die Wiss. von der Gesellschaft (1904). |
|
J. Warren: True civilization (Boston, Mass. 1863, Neudruck New York 1967) 81f.; vgl. 41. 127. |
|
Vgl. A. Blanqui: Kritik der Gesellschaft (1886) 2, 80f. 184. |
|
M. Bakunin: Brief an G. Herwegh vom 8. 12. 1848, in: 1848. Briefe von und an G. Herwegh, hg. M. Herwegh ( 21898) 226f. |
|
Werke (1921–1924) 3, 82f. |
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Vgl. J. Braunthal: Gesch. der Internationale (1961–1963) 1, 198f. |
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Marx/Engels, Werke (1957ff.) 18, 440. |
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|
J. Guillaume: Idées sur l'organisation sociale (La Chaux-de-Fonds 1876) 54, zit. J. Maitron: Hist. du mouvement anarchiste en France 1880–1914 (Paris 1951) 480; vgl. auch R. R. Bigler: Der libertäre Sozialismus in der Westschweiz (1963) 125. |
| |
|
P. Kropotkin: Memoiren eines Revolutionärs (1920) 2, 91. |
|
Moderne Wiss. und As. (1904) 49ff. 60–73. 85; vgl. Paroles d'un révolté (Paris ca. 1885) 49. |
| |
|
L'a., sa philos., son idéal (Paris 1896) 16f. |
|
a.a.O. 18. 30. 32. 48f.; La conquête du pain (Paris 1902) 31ff. 38ff. 43; Paroles d'un révolté a.a.O. [57] 89. 95; Die Entwicklung der anarchistischen Ideen (1920) 12ff. |
|
Moderne Wiss. a.a.O. [57] 78; La conquête du pain a.a.O. [60] 135; Paroles d'un révolté a.a.O. [57] 99–104, 118. |
|
Die Entwicklung der anarchistischen Ideen a.a.O. [60] 9. |
|
Landwirtschaft, Industrie und Handwerk (1904). |
|
L'anarchie a.a.O. [59] 43f. 48; La morale anarchiste (Paris 1891) 49f. 55. |
|
E. Reclus: L'évolution, la révolution et l'idéal anarchique (Paris 1898) 87f. |
| |
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|
J. Grave: La société mourante et l'a. (Paris 1893) 1f. 15. 17. 270f.; vgl. La société future (Paris 51895) 157; L'individu et la société (Paris 1897). |
|
L'a., son but, et ses moyens (Paris 21899) 3. 6. 73. 77f. 96f. 220. |
|
Ch. Malato: Philos. de l'anarchie (Paris 1897) 3. 6. 26. 89–92. 236. |
|
Vgl. M. Nettlau: Errico Malatesta (1922) 102. 147. 150f. 153. |
|
M. Nettlau: Anarchisten und Sozialrevolutionäre (1931) 273–277. |
| |
|
J. Most: Die freie Gesellschaft (New York 1884), zit. J. Langhard: Die anarchistische Bewegung in der Schweiz (1903) 233. |
|
Zit. R. Rocker: Johann Most. Das Leben eines Rebellen (1924) 143. |
|
Vgl. Rocker, a.a.O. 298ff.; vgl. J. Most: Für die Einheitsfront des revolutionären Proletariats. Das Ziel des Kommunismus: Kommunistischer As. (1921) bes. 13–15. |
|
A. Berkman: What is communist anarchism? (New York 1929); Teilabdruck in: A. Berkman: A.B.C. of anarchism (London 1945) 181. 185. 196. 296f. |
|
E. Goldman: Anarchism and other essays (New York, London 21911) 49. 57f. 62. 67. 73. |
|
Vgl. P. Ramus: Der Justizmord von Chicago (1922). |
|
A. R. Parsons: As. Seine Philos. und seine wiss. Grundlage (Chicago 1887) 75. 96. 177; vgl. A. Fischer bei Parsons 81; G. Engels, a.a.O. 91; D. D. Lum, a.a.O. 159. 167. |
| |
| |
| |
|
D. Saurin: L'ordre par l'a. (Paris 1893) 13. 23. 54. |
|
J. H. Mackay: Die Freiheitssucher ( 21921) 143. 170. 176. 185. 210. 218; Die Anarchisten ( 51924) 125f. 245. 272. 275. |
|
Propaganda des individualistischen As. in dtsch. Sprache, Heft 1–9 (1908–1919) bes. Heft 1: B. R. Tucker: Staatssozialismus und As. 4ff.; Heft 5: Der Staat in seiner Beziehung zum Individuum 7ff.; Heft 6: Was ist Sozialismus? 12. |
|
B. R. Tucker: Instead of a book (New York 1893), zit. P. Eltzbacher: Der As. (1900) 165ff. |
|
Der individualistische Anarchist. Halbmonatsschrift, hg. B. Lachmann 1 (1919) 1ff. 250ff. |
|
F. D. Nieuwenhuis: Mein Abschied von der Kirche ( 41892) 3. 12f. 21; vgl. Die verschiedenen Strömungen in der Sozialdemokratie (1892) bes. 18. |
|
B. de Ligt: As. und Revolution (o.J. ca. 1923) 9. 17. 19f. |
|
Zit. M. Nettlau: Der As. von Proudhon zu Kropotkin (1927) 59f. 215; vgl. die Hymne auf die A., zit. Sergent/Harmel, a.a.O. [28] 340f. |
|
Vgl. Nettlau, a.a.O. [72] 65. |
|
J. Most, zit. Langhard, a.a.O. [75] 238ff. |
|
W. Sombart: Sozialismus und soziale Bewegung ( 61908) 50. |
|
Vgl. M. Prawdin: Netschajew – von Moskau verschwiegen (1961). |
|
A. Hamon: Les hommes et les théories de l'a. (Neudruck Paris 1893) 31. |
|
Psychol. de l'anarchiste-socialiste (Paris 1895). |
|
[R. E. Martin]: Der As. und seine Träger (1887); F. Ludwig [d.i. A. Deppisch]: Kommunismus, As., Sozialismus (1908); F. Dubois: Le péril anarchiste (Paris 1894). |
|
C. Lombroso: Die Anarchisten (1895). |
|
L. von Bar: Wurzeln und Nährboden des As., in: Die Nation. Eine Sammlung ausgewählter Artikel (1894) 80; L. Büchner: Am Sterbelager des Jh. (1898) 264; vgl. J. C. Bluntschli: Allg. Staatsrecht (1852) 135f. |
|
J. Garin: Die Anarchisten (1887) 122. 130f. 145. 222. |
|
E. Dühring: Sache, Leben und Feinde (1882) 313f.; Krit. Gesch. der Nationalökonomie und des Sozialismus ( 31879) 552f. |
|
R. Stammler: Die Theorie des As. (1894), in: Rechtsphilos. Abh. und Vorträge (1925) 1, 74. 76; zum Zusammenhang des As. mit Liberalismus und Sozialismus vgl. Bernatzik: Der As. Schmollers Jb. 19 (1895) 16; Ch. Gide und Ch. Rist: Gesch. der volkswirtschaftl. Lehrmeinungen ( 21921) 670; K. Diehl: Über Sozialismus, Kommunismus und As. (1905, 41922) 78; A. Gray: The socialist tradition (London 21947) 495. |
|
W. Borgius: Die Ideenwelt des As. (1904) 25. |
|
E. Linpinsel: Zur Theorie und Kritik des philos. und ökonomischen As. Z. Politik 19 (1930) 393. 400; Abhängigkeit und Selbständigkeit im As., in: Abhängigkeit und Selbständigkeit im sozialen Leben, hg. L. von Wiese (1951) 406f; C Schmitt: Polit. Theol. (1934) 71ff. |
|
L. Oppenheimer: Die geistigen Grundlagen des As. Die Dioskuren. Jb. Geisteswiss., hg. W. Strich 3 (1924) 255f. 259ff. |
|
Syndicalisme et socialisme. Discours de la conférence int. à Paris le 3 avril 1907 (Paris 1908); V. Griffelhues: L'action syndicaliste (Paris 1908) bes. 3. 11ff. 14ff.; V. Griffelhues und L. Niel: Les objectifs de nos luttes de classes (Paris 1909) bes. 43; E. Pouget: Le sabotage (Paris ca. 1910); E. Berth: Les nouveaux aspects du socialisme (Paris 1908); erweitert: Les derniers aspects du socialisme (Paris 1923) bes. 70–110; P. Delesalle: Les Bourses du Travail et la C.G.T. (Paris ca. 1910); F. Pelloutier: Hist. des Bourses du Travail (Paris 1902); vgl. J. P. Wirz: Der revolutionäre Syndikalismus in Frankreich (1931). |
|
A. Naquet: L'a. et le collectivisme (Paris 1904) 13ff. |
|
G. Sorel: Réflexions sur la violence (Paris 101946) 54ff. |
| |
|
J. Guesde: Ausgewählte Texte, hg. C. Willard (1962) 158f. |
|
B. Russell: Roads to freedom. Socialism, anarchism, and syndicalism (London 1918) 115. 130. 144. |
|
W. Morris: The collected works (Neudruck New York 1966) 23, 194. 278; G. B. Shaw: The impossibilities of anarchism (London 1893). |
|
Fr. Oppenheimer: Fürst Kropotkin und der As., in: Soziol. Streifzüge. Ges. Reden und Aufsätze (1927) 2, 150f. 155ff. |
|
K. Kautsky: Die materialistische Geschichtsauffassung (1927) 2, 604; S. Katzenstein: Der As. und die Arbeiterbewegung (1908); N. Bucharin: As. und wiss. Kommunismus ( 21920) bes. 9–11; K. Radek: As. und Räteregierung (o.J.); Die Anarchisten und die Sowjetrepublik (1920). |
|
M. Adler: Die Staatsauffassung des Marxismus (1922, Neudruck 1964) 242. 252f.; Wegweiser. Studien zur Geistesgesch. des Sozialismus ( 21919) 183. |
|
G. Plechanow: As. und Sozialismus ( 21904) bes. 72–81. |
|
W. I. Lenin, Werke (1955–1965) 4, 334–337; 8, 479; 9, 441; 10, 57–60; 15, 392. 410; 23, 165f.; 24, 32. 132. 312; 25, 449–452. 490f. 499f.; 27, 386f.; 31, 16f. |
|
J. W. Stalin: As. oder Sozialismus? Werke (1950–1955) 1, 259; vgl.: Anarchizm, Große Sowjet-Enzyklopädie (Moskau 21950) 356–368; dtsch. Der As. (1953). |
|
D. Footman: Civil war in Russia (London 1961). |
|
Vgl. Volin [d.i. V. M. Eichenbaum]: Nineteen-Seventeen: The Russian revolution betrayed (London 1954); A. Berkman: The Bolshevik myth (London 1925); E. Goldman: My disillusionment in Russia (London 1925). |
|
Vgl. J. Peirats: Los anarchistas en la crisis politica española (Buenos Aires 1964); La CNT en la revolucion española 1–3 (Toulouse 1951); C. Colomer: Hist. dell'anarchismo español 1. 2 (Barcelona 1956); E. J. Hobsbawm: Primitive rebels (Manchester 1959); dtsch. Sozialrebellen (1962); H. Thomas: Anarchist agrarian collectives in the spanish civil war, in: A century of conflict 1850–1950. Essays for A. J. P. Taylor, hg. M. Gilbert (London 1966) 245–263. |
|
G. P. Maximoff: Constructive anarchism (Chicago 1952) 23–27, 31f. 99. |
|
R. Rocker: Die Prinzipienerklärung des Syndikalismus (1920) 3f. 6. 9. 12; Über das Wesen des Föderalismus im Gegensatz zum Zentralismus (1923); Anarcho-Syndicalism (London 1938). |
|
P. Ramus: Der kommunist. As. als Gegenwartsziel der Befreiung (ca. 1929) 7. |
|
Die Irrlehre des Marxismus im Bereich des Sozialismus und Proletariats ( 21927); Das anarchistische Manifest (o.J.) 21; Die Neuschöpfung der Gesellschaft durch den kommunist. As. (1921) bes. 2ff. |
|
Die hist. Entwicklung der Friedensidee und des Antimilitarismus (1908). |
|
E. Mühsam: Die Befreiung der Gesellschaft vom Staat. Was ist kommunist. As.? Mschr. Fanal, Sonderheft (1933) 5f. 10. 15. |
|
G. Landauer: Beginnen. Aufsätze über Sozialismus (1924) 53. 69. 104. 133ff. 145. 150f. |
|
Aufruf zum Sozialismus ( 21919) 7. 19; Rechenschaft ( 31930) 31; vgl. 15. 51ff. 170. 175. 180ff. |
| |
|
Beginnen ... a.a.O. 114. 179; Die Revolution (1907) 91. |
| |
| |
|
Encyclopédie anarchiste, hg. S. Faure (Paris o.J.) Vorrede. |
|
Madame de Staël: De l'Allemagne 1, 2. Oeuvres complètes (Paris 1820/21) 10, 30f. |
|
H. Read: Poetry and anarchism (London 1938, 1941) 15. 70f. 82; The philos. of anarchism (London 1940); Anarchy and order (London 1954). |
|
E. Wind: Art and anarchy (London 1963) 1f., vgl. 7. |
|
R. Rocker: Die Entscheidung des Abendlandes (1949) 316f. |
|
P. Heintz: As. und Gegenwart (1951) 69f. 120. |
|
Nietzsche, Musarion-A. 10, 166f.; zur Parallelität von As. und Christentum vgl. 17, 130. 252f. |
|
I. Fetscher: Zur Dialektik des As., in: Humanität und polit. Verantwortung, hg. R. Reich (1964) 48. |
|
O. Rammstedt (Hg.): As. (1969). |
|
J. Habermas: Nachgeahmte Substanzialität. Merkur 24 (1970) 325f. |
|
H. H. Holz: Utopie und As. Zur Kritik der krit. Theorie Herbert Marcuses (1968) 134. |
|
H. Marcuse: Über Revolte, As. und Einsamkeit (1969) 13. |
|
N. Chomsky: Amerika und die neuen Mandarine (1969) 76ff. |
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Kursbuch, hg. H. M. Enzensberger 19 (1969). |
J. Stammhammer: Bibliogr. des Sozialismus und Kommunismus 1–3 (1893–1909). –E. Sernicoli: L'anarchia e gli anarchici 1. 2 (Mailand 1894). –E. V. Zenker: Der As. (1895). –M. Nettlau: Bibliogr. de l'a. (Paris 1897, Neudruck New York 1968); Der Vorfrühling der A. (1925); Der As. von Proudhon zu Kropotkin (1927); Anarchisten und Sozialrevolutionäre (1931). –P. Eltzbacher s. Anm. [88]. –B. Friedländer: Die vier Hauptrichtungen der modernen sozialen Bewegung 1. 2 (1901). –J. Langhard s. Anm. [75]. –W. Borgius s. Anm. [105]. –K. Diehl s. Anm. [104]. –W. E. Biermann: As. und Kommunismus (1906). –Ch. Cornelissen: Über die Evolution des As. Arch. Sozialwiss. Sozialpolitik 26 (1908) 343–361. –H. Zoccoli: Die A. (1909). –E. M. Schuster: Native amer. anarchism. Smith Coll. Stud. in Hist. 17, Oct. 1931–July 1932 (Northampton, Mass. 1932). –G. Sarno: L'anarchia (Bari 1948). –A. Sergent und Cl. Harmel s. Anm. [28]. –J. Maitron s. Anm. [54] ausführliche Bibliogr. 539–716. –G. D. H. Cole: A hist. of socialist thought
2: Marxism and anarchism 1850–1890 (London 1954). –J. J. Martin: Men against the state. The exposition of individualist anarchism in America 1827–1908 (New York 1957). –D. Novak: The place of anarchism in the hist. of political thought. Rev. Politics 20 (1958) 307–329. –J. Braunthal s. Anm. [48]. –G. Woodcock: Anarchism (Cleveland/New York 1962). –R. R. Bigler s. Anm. [54]. –J. Joll: The anarchists (London 1964, dtsch. 1966). –P. Avrich: The russian anarchists (Princeton, N. J. 1967) Bibliogr. 259–289. –D. Guerin: As. Begriff und Praxis (1967). –E. Weseloh: As. Eine Bewußtseinshaltung (Diss. Münster 1968). –U. Linse: Organisierter As. im Dtsch. Kaiserreich von 1871 (1969); Der dtsch. As. 1870–1918. Eine polit. Bewegung zwischen Utopie und Wirklichkeit. Gesch. in Wiss. und Unterricht 20 (1969) 513–519.