Epopteia
904
10.24894/HWPh.904
Pierre Hadot
Antike Philosophie
Metaphysik
Epoptik
Epopteia. Das Wort ist der Terminologie der Mysterien von Eleusis entnommen. Nach der Reinigung, dann der ersten Einweihung, wird der Myste in die «Betrachtung» (
ἐπόπτεια) der kultischen Symbole eingeführt: das ist die höchste Weihe.
Platon spielt auf diese höchste Weihe im Phaidros-Mythos
[1] an, indem er die Betrachtung der Schönheit in sich durch die Seelen vor ihrem Fall in die Körper beschreibt. Das gleiche gilt in der Rede der Diotima für die Einweihung in die Mysterien des Eros, die zur Betrachtung des Schönen führen und sich in der E.
[2] vollenden. In der späteren platonischen Tradition wird die E. ein Teil der Philosophie, und zwar deren höchste Stufe. Das geschieht im Rahmen einer Einteilung der Philosophie, deren zu durchlaufende Phasen die Ethik (Reinigung), die Physik (Initiation) und die Metaphysik (E.) sind. Diese Einteilung der Philosophie, die bei
Theon von Smyrna[3], bei
Plutarch[4] und bei
Clemens von Alexandrien[5] belegt ist, findet sich noch bei
Porphyrius[6].
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Platon, Phaidros 250 c 4. |
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Theon von Smyrna, Expos. rer. math., hg. Hiller 14. |
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Plutarch, De Iside 382 d. |
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Clemens von Alexandrien, Strom. I, 28, 176, 1–2. |
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Calcidius, In Tim. 272 und 335. |
Ph. Merlan: From Platonism to Neoplatonism (
21960) 220. – P. Hadot: La mét. de Porphyre. Entretiens Fondation Hardt (1966) 125–127.