II. – 1. Das Thema der beatitudo (= B.) stellt sich dem
mittelalterlichen Denken von Anfang an und ausschließlich als
theologisches Problem, und zwar aufgrundder
Quellen. Deren erste ist die
Hl. Schrift mit den Makarismen in den beiden Testamenten: Das griechische
μακάριος und das seltene
μακαρισμός (Röm. 4, 6. 9) gibt die Vulgata-Übersetzung mit ‹beatus› bzw. ‹beatitudo› wieder. Die andere Quelle ist
Augustinus mit der beherrschenden Rolle der B. in seiner Theologie. Daß er hier wie sonst nicht nur Zeuge des biblisch-christlichen Glaubens, sondern überdies Vermittler des von ihm christlich umgedeuteten griechisch-philosophischen, besonders neuplatonischen Denkens ist, bleibt anfangs verdeckt durch die Autorität des Bischofs von Hippo als des authentischen Lehrers der Christenheit. Gleichwohl hat Augustinus selbst die Brücke geschlagen, auf dem im Mittelalter die Begegnung des biblischen
μακαρισμός mit der griechischen
εὐδαιμονία sich ständig (und konfliktreich) vollziehen konnte: Er bezeichnet ‹beatitudo› als synonym mit ‹felicitas›, dem lateinischen Übersetzungswort für
εὐδαιμονία[1]. Das B.-Thema gewinnt seine volle Bedeutung und seine das Denken beherrschende Kraft in dem Maße, als man zu anderen, offenkundigen Vermittlern griechischer Philosophie (Boethius!) Kontakt aufnimmt und schließlich die griechische Philosophie, besonders Aristoteles und die Neuplatoniker, im Original studiert und mit dem christlichen Denken konfrontiert. Hand in Hand damit greift das Thema von der Eschatologie und der theologischen Anthropologie über auf das Gebiet der theologischen Ethik und wird schließlich deren Ansatz überhaupt. Es ist wie eine Gegenprobe, daß das B.-Thema in dem Augenblick seine dominierende Stellung einbüßt, als in der kurz vor der Reformation einsetzenden augustinistischen Reaktion gegen den Ockhamismus und schließlich in der Reformation selbst die Stellung der griechischen Philosophie,
insbesondere des Aristotelismus, innerhalb der theologischen Reflexion überhaupt kritisch wird. Die neuzeitliche Frage nach dem «Eudämonismus» als Problem einer philosophischen Ethik ist für das Mittelalter ein Anachronismus, da die mittelalterlichen Kontroversen um das Verhältnis zwischen Caritas als «interesseloser» Liebe zu Gott um seiner selbst willen und dem scheinbar ganz ichbezogenen Streben nach der eigenen B. gerade von der Voraussetzung ausgehen, daß das Problem der B. nur
innerhalb seines
theologischen Kontextes bedenkenlos gelöst werden kann.
2. Wie in den meisten anderen Problemkreisen ist auch hier die
Frühscholastik nach Thematik und Geist zusammengefaßt in der Doktrin des ‹Vaters der Scholastik›, des
Anselm von Canterbury. Der Mensch ist für ihn deshalb als rationales Wesen erschaffen und in den Stand der «Gerechtigkeit» versetzt worden, damit er einst im «Genuß» (fruitio) Gottes glückselig (beatus) sei, und andernfalls wäre er vergeblich (frustra) ein rationales Geschöpf
[2]. An diesem genuin augustinischen Gedanken ist bedeutsam einmal, wie hier, in Gestalt der über den biblischen Befund hinausgehenden Interpretation der B. als ewiger Glückseligkeit (= G.) nach dem Tode, das biblische Thema sogleich in einer griechischen Rezeption erscheint, die aber, weil durch Augustinus vermittelt, erfolgreich ihre christliche Legitimität vindizieren kann; zum anderen, daß hier der eschatologische Aspekt mit dem anthropologischen streng gekoppelt auftritt; und daß, drittens, aufgrunddieser Zusammenhänge einerseits das Thema der B. der Schlüssel sowohl zur christlichen Existenz als auch zur theologischen Reflexion nach dem Programm des «credo ut intelligam» wird und anderseits gerade nicht der Grundbegriff einer selbständig entwickelten Ethik. – Wie auf anderen Gebieten, so ist auch hier die unmittelbare Folgezeit dem komplexen Denken Anselms nicht gewachsen. In den Schulen des
Anselm von Laon, des
Hugo von S. Viktor, bei
Robert von Melun und anderen begegnen wir zwar einem allmählich sich entfaltenden eschatologischen Traktat, bei
Hugo auch sachlichen Synonymen für B., aber nirgends einer wirklichen Verarbeitung dieses Themas. Den nächsten Schritt nach vorn leistet erst
Peter Abaelard, und zwar diesmal mit ausdrücklichem Bezug zur Ethik. In seinem unvollendeten ‹Dialog zwischen einem Philosophen, einem Juden und einem Christen› erhebt er die B. zum Grundaxiom der Ethik und sucht auf diese Weise die Überlegenheit der christlichen über die heidnische und jüdische Moral zu erweisen: Wahre Ethik besteht in der Entdeckung des höchsten Gutes, das in der auf dieser Erde nicht zu erlangenden G. besteht; eben dies ist der Sinn der evangelischen Seligpreisungen
[3]. Abaelards Schüler greifen diesen Ansatz nicht auf, weil er Eigengut des ‹Dialogs› ist und die Schüler von den Hauptwerken des Meisters ausgehen. – Der nächste Schritt ist von
Petrus Lombardus zu erwarten. Er eröffnet seine ‹IV Libri Sententiarum› mit der Augustin entnommenen Aufteilung des theologischen Stoffes in ‹res et signa›
[4]. Die res zerfallen gemäß der Unterscheidung von uti und frui in solche, «quibus fruendum est, aliae quibus utendum est, aliae quae fruuntur et utuntur. Illae quibus fruendum est, nos beatos faciunt. Istis quibus utendum est, tendentes ad beatitudinem adjuvamur ... Res vero quae fruuntur et utuntur nos sumus ...»
[5]. Dem entsprechend ergibt sich die Thematik der vier Bücher: Gott – Schöpfung – Mensch (Christus, Tugend, Gesetz) – Sakramente (= signa) und Eschatologie. In ganz augustinischem
Geist ist damit alles, was die Theologie zu sagen hat, unter das umgreifende Thema der B. gestellt. Darüber hinaus greift der Lombarde im weiteren Verlauf seines Werkes, wenn auch über literarische Vermittlungen, sowohl den Ansatz Anselms wie den Abaelards auf. Zu Beginn des II. Buches erklärt er die Erschaffung der rationalen Wesen von ihrer Bestimmung für die ewige G. in der vollkommenen Erkenntnis und Liebe Gottes her
[6]. Später stellt er die Tugendlehre unter das gleiche Thema: Der Gipfel der Rechtheit des Willens ist die G., das ewige Leben, und diese G. ist Gott selbst.
Diese B. stiftet die Einheit aller moralischen Akte
[7]. Die Eschatologie endlich stellt im Zusammenhang mit der B. das ‹desiderium naturale› zur Debatte
[8]. Merkwürdigerweise hat der Lombarde keines seiner methodologischen Programme verwirklicht: Die faktische Entfaltung verläuft in jedem Falle ganz anders; die Behandlung des desiderium naturale krankt am Fehlen einer Unterscheidung von Natur und Gnade. So hat Petrus Lombardus der Folgezeit unumgänglich das
Thema der B. gestellt, als Grundbegriff der Theologie überhaupt wie auch speziell als Schlüsselbegriff der Ethik, und das mußte sich besonders auswirken, als seit etwa 1225 die ‹Sentenzen› das offizielle Lehrbuch der Theologie an der Pariser Universität und damit der Sentenzenkommentar die primäre literarische Gattung der theologischen Arbeit wurde.
3. Vom Beginn der
Hochscholastik an ist fast jeder bedeutende Theologe auch ein Markstein in der Entfaltung des B.-Problems.
Wilhelm von Auxerre bietet in seiner ‹Summa aurea› die erste großangelegte theologische Ethik der Scholastik. Der B.-Begriff ist nicht ihr Leitgedanke – dieser ist das Thema des göttlichen Gebotes –, aber die B. ist ihm, unter Rückgriff auf den siebenten Makarismus der Bergpredigt, der Gipfel der Ethik
[9]. Er trifft zwei wichtige und zukunftsträchtige Unterscheidungen, die zwischen der unvollkommenen G. des irdischen Lebens und der vollkommenen G. der eschatologischen Vollendung einerseits und die zwischen Gott als G. und der G. als menschlichem Akt anderseits. Mit der ersteren Unterscheidung, bei der ihn besonders die G.
dieses Lebens interessiert, verstärkt er die Bedeutung der B. für den Aufbau der theologischen Ethik, mit der zweiten schafft er den Raum für die Lösung des nun dringlich werdenden Problems, wie Gott nicht zum Mittel der Befriedigung des menschlichen G.-Hungers degradiert und wie der Caritas ihre Selbstlosigkeit und ihr absoluter Rang in der christlichen Existenz gesichert werden kann. – Bei
Wilhelm von Auvergne werden das griechische und das christliche Gedankengut erstmalig als zwei verschiedene Gedankenströme reflex bewußt und zugleich zum Zusammenfluß gebracht. In seiner ‹Summa de vitiis et virtutibus›
[10] ist die B. = felicitas aeterna das Einzige, was um seiner selbst willen zu lieben ist, der Sinn menschlicher Existenz. Dieser nur theologisch mögliche Gedanke wird begründet mit Aristoteles und Boëthius. Wilhelm unterscheidet, soweit bekannt, erstmalig zwischen natürlicher, d.h. selbstbezogener, und gnadengeschenkter Liebe. Allein die letztere macht gerecht: Man kann nicht gerecht sein mit einer Liebe, die nicht Gottes Ehre als Höchstes erstrebt. Aber in die Endgültigkeit dieser Gottesliebe wird die rechte Selbstliebe, die den Prinzipien der Natur entspringt, eingebracht, so daß im Widerspruch zu Augustinus nicht
jede Selbstliebe böse ist, sondern nur ein «amor privatus», der die Ehre Gottes, statt als oberstes Ziel, als Mittel zur Selbstvollendung setzt – innerhalb des
B.-Problems der erste Sieg des
aristotelischen Naturdenkens über den Natur und Gnade nicht unterscheidenden Augustinismus. – Für die mit
Alexander von Hales beginnende ältere
Franziskanerschule ist insgesamt charakteristisch, daß der B.-Gedanke – in Anknüpfung an den Lombarden, denn man schreibt Sentenzenkommentare! – Leitthema und Aufteilungsprinzip der
ganzen Theologie, aber eben deswegen nicht spezieller Schlüsselbegriff der Moral wird, was anderseits die energische Ausgestaltung des speziellen Traktates ‹De beatitudine› nicht hindert. Mittels der Unterscheidung von B. increata und creata (Alexander in seiner Sentenzenglosse) bzw. der zwischen Objekt und Subjekt der B. (Alexander in seinen Quaestiones disputatae) schützt man sich gegen die Gefahr, die der Selbstlosigkeit der Caritas von der B. her drohen könnte. Man studiert die Frage nach dem psychischen Träger der G. (nach Alexander die Seele selbst, nicht eines ihrer Vermögen, wegen des umfassenden Charakters der B.). Die schon bei Alexander vermehrten Berufungen auf Aristoteles und Boëthius führen bei seinem Schüler
Johannes de
Rupella bereits zu einem Übergewicht der philosophischen Referenzen gegenüber den Berufungen auf Augustinus; die
Boethius-Definition ist seit ihm klassisch in der Scholastik. Die Theologie
Bonaventuras, des Schülers beider, hält sich auf der Linie und Höhe seiner Vorgänger. – Die ersten
Dominikanermagistri sind, verglichen mit den zeitgenössischen Franziskanern, im Hinblick auf das G.-Thema wenig originell, jedenfalls in den Schulschriften; in den erbaulichen Schriften wissen sie, vor allem in der Auslegung der Seligkeiten der Bergpredigt, viel zum Thema zu sagen. Der große Durchbruch aber kommt mit
Albert dem
Grossen. Schon 1215 hatte der Kardinal
Robert von Courson an der Pariser Artistenfakultät u.a. das Studium der ‹Nikomachischen Ethik› des Aristoteles verteidigt und empfohlen, jedoch, von vereinzelten und einflußlosen Kommentaren zu Buch I (‹Ethica nova›) und Buch II–III (‹Ethica vetus›) abgesehen, zunächst ohne Echo. Hauptgrund: Erst 1246/47 lernte man durch die Übersetzung des
Robert Grosseteste die ‹Nikomachische Ethik› überhaupt vollständig kennen.
Albert scheint mit seinem von Thomas von Aquin gesammelten und redigierten ‹Cursus ineditus›
[11], 1248/52 in Köln vorgetragen, der erste, der im Mittelalter die ‹Nikomachische Ethik› vollständig kommentiert hat. 1268–1270 hat er in der ‹Paraphrase› das Aristotelische Werk ein zweites Mal erklärt
[12]. Der Traktat ‹De beatitudine› im allgemeinen wie seine moraltheologische Bedeutung gewannen damit gewaltige Bereicherung und ganz neue Fragen hinzu. Die theologisch-systematische Stellung des Themas aber war durch den Duktus des Aristotelischen Textes – allgemeine Behandlung des Themas in Buch I und erst in Buch X die endgültige Ausarbeitung – nicht vorentschieden, sondern gerade zur Aufgabe gestellt. Die gedankliche Synthese des neuen Materials und der theologischen Tradition ist nicht mehr Leistung des Albert, sondern die seines Schülers.
4.
Thomas von Aquin. Den Vorgegebenheiten entsprechend handelt er von der G. im Kommentar zur Nikomachischen Ethik sowie zu den Seligpreisungen der Bergpredigt, innerhalb der systematischen Werke in der Gotteslehre, der Ethik und der Eschatologie. Für den Aristoteleskommentar ist typisch, wie sich trotz des Vorsatzes, nur die «intentio Aristotelis» zu erfragen, die selbstverständlich nur auf die G. in diesem Leben abzielt, unter der Hand die aristotelischen Bestimmungen
mit christlichen Gehalten füllen. Umgekehrt wird die Bergpredigt nicht nur im Sinne der ererbten Gedanken als Verkündigung der G. des ewigen Lebens und als Wegweisung zu ihr verstanden, sondern zugleich als Widerlegung der unzulänglichen G.-Verheißungen der heidnischen Philosophen, Aristoteles nicht ausgenommen. In den systematischen Werken verdankt sich die Frage nach der G. Gottes einem hellenistisch beeinflußten, von 1. Tim. 1, 11 und 6, 15 her sich im christlichen Raum schnell durchsetzenden Sprachgebrauch, Gott ‹beatus› zu nennen. Außerdem wird in der Frage nach der Gottesschau ein Stück des eschatologischen Aspektes der G. vorweggenommen. Das eigentlich Neue bei Thomas aber ist die ganz unter das G.-Thema gestellte, aber jetzt entschieden mit aristotelischem Instrumentarium durchkonstruierte theologische Ethik (soweit man bei Thomas von einer solchen sprechen kann). Die christlich-theologische Verwandlung des philosophischen Themas erscheint am bezeichnendsten in der Tatsache, daß Thomas im Gegensatz zur ‹Nikomachischen Ethik› den ausgearbeiteten Traktat über die G.
an den Anfang der Ethik setzt, mit der «ratio communis beatitudinis» beginnt, dann die Güter durchmustert, ob in ihnen die G. beschlossen sein könne – dabei gegebenenfalls ausführliche Auseinandersetzung mit den alten Philosophen –, und diesen
aristotelischen Gedankengang zu der Aussage vortreibt, allein in der gnadengeschenkten seligen Gottesschau nach diesem Leben sei die G. beschlossen. Daran schließen sich die Spezialfragen über Träger, Konsequenzen des Aktes der G. und über die Erlangung der G. an. Bemerkenswert und in der Folgezeit umstritten ist die These, daß die G. formell ein Akt des spekulativen Intellektes und erst in sachlicher Konsequenz, wenngleich in existentieller Koinzidenz, auch fruitio des Willens sei, und dies deswegen, weil die B. formell ein Akt derjenigen Potenz sei, die den Gegenstand der G., Gott, gegenwärtig mache und dem Willen allererst zur fruitio darbiete
[13]. Daß die G. in der fruitio ihren
Abschluß findet, bestreitet Thomas nicht. Die gesamte Ethik wird, in Verbindung mit der Eschatologie und schon mit Christologie, Soteriologie und Sakramentenlehre vor dem Hintergrunddes G.-Themas aufgebaut. Der Weg des Menschen zu Gott ist dabei nicht nur
Vorbereitung auf den Empfang der G., sondern der
Prozeß eines Wachstums der jetzt schon empfangenen B. aus ihrer unvollkommenen irdischen Gestalt zu ihrer eschatologischen Vollendung. Damit wird aber der B.-Gedanke für den Bereich der Ethik zur Variante des Grundthemas der thomanischen Theologie: der einen, alles umgreifenden Bewegung, in der Gott alle Dinge aus seiner Güte entläßt und wieder zu sich als Ziel «heimholt» («Egreß-Regreß-Schema»). Der B.-Begriff ist damit von Anfang an gefüllt mit der Wirklichkeit der Heilstat Gottes und damit ein streng
theologischer Begriff.
5. Das Thema der B. ist in der Scholastik
nach Thomas zu keinen neuen Höhen mehr geführt worden. Anderseits hatte es nun unbestrittenes Heimatrecht in der Theologie und bietet weiterhin Anlaß zu Kontroversen um Einzelfragen. Deren bemerkenswerteste ist seit dem Gegensatz zwischen Thomisten und Skotisten die Frage, ob die G. wesentlich ein Akt des Verstandes oder des Willens sei.
Duns Scotus und seine Schule entscheiden sich für die zweite These. Dahinter stehen weitläufigere Voraussetzungen hinsichtlich der Lehre vom Willen im Verhältnis zum Intellekt sowie unterschiedliche exegetische Akzentsetzungen, was sich beides hier ebenso auswirkt wie in anderen Problemkreisen (z.B. Freiheit).
–
Luthers frühe Lehre von der «resignatio in infernum» als Spitze des Sich-Verhaltens zu Gott, d.h. also vom
Verzicht auf die G., im Falle Gott das verlangt
[14], ferner der Ausschluß einer rechtmäßigen Selbstliebe so wie die Verdammung einer Erfüllung des göttlichen Gesetzes mit Blick auf den Lohn, selbst den von Gott verheißenen, beenden in der Theologie, jedenfalls außer halb der alten Schulen, die Möglichkeit, die theologische Ethik vom G.-Gedanken her zu entfalten; die Durchkreuzung des Strebens nach der ewigen G. durch den scharf herausgestellten Gerichtsgedanken nimmt der Theologie die Möglichkeit, die Eschatologie vom B.-Gedanken her zu entwickeln; beides zusammen aber macht eine auf den G.-Gedanken aufgebaute theologische Anthropologie unmöglich; an ihre Stelle tritt die Dialektik von Gesetz und Evangelium. Die theologische B.-Spekulation des Mittelalters ist damit zu Ende. Als philosophisches Thema aber kann sie in einer letztlich durch Luthers «sola fide» ermöglichten «weltlichen» Ethik neu zum Problem werden.
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Vgl. Thesaurus Linguae Latinae 2 (1900–1906) 1794–1796; 6/1 (1912–1926) 426–434. |
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Anselm, Cur Deus homo II, 1, hg. Schmitt, in: Opera omnia (Seckau 1938, Rom 1940, Edinburgh 1946ff.) 2, 97–98. |
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Abaelard, Dialogus inter Philosophum, Judaeum et Christianum. MPL 178, 1641ff. |
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Petrus Lombardus, IV Libri Sententiarum I, d. 1, 1 (Quaracchi 21916). |
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a.a.O. II, d. 38, c. 1–3. |
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Wilhelm von Auxerre, S. aurea, hg. Pigouchet (Paris 1500) fol. 193 c; weitere Texte bei Guindon (s. Lit.) 45–55. |
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Wilhelm von Auvergne, S. de vitiis et virtutibus (Paris/Orleans 1674); Texte bei Guindon (s. Lit.) 45–55. |
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Albert, ‹Cursus ineditus› im Druck in der Editio Coloniensis (1951ff.). |
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In decem libros Ethicorum, hg. Borgnet, in: Opera omnia (Paris 1890ff.) Bd. 7. |
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Thomas v. Aquin, S. theol. I/II, 3, 3–8. |
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Luther, Römerbriefkommentar (1515/16). Weimarer A. 56, 388ff. |
Literaturhinweise. – Wichtigste Quellen: Anselm von Canterbury: Cur Deus homo, a.a.O. [2] 2, 37–133. – Petrus Abaelardus: Dialogus inter Philosophum, Judaeum et Christianum, a.a.O. [3]. – Petrus Lombardus: IV Libri Sententiarum, a.a.O. [4]. – Wilhelm von Auxerre: S. aurea in quatuor libros sententiarum, a.a.O. [9]. – Wilhelm von Auvergne: S. de vitiis et virtutibus, a.a.O. [10]. – Albertus Magnus: In decem libros Ethicorum, a.a.O. [12]. – Thomas von Aquin: In decem libros Ethicorum Aristotelis ad Nicomachum expositio (1271/72) lib. 1 et 10; In Evangelium S. Matthaei lectura (1256/59 [?]) cap. 5; S. contra gent. I, 100–102; III, 1–63; S. theol. I, 12. 26; I/II, 1–5. –
Sekundärliteratur: A. Gardeil: Béatitude, in: Dictionnaire de théol. catholique II/1 (Paris 1923) 497–515. – M. Wittmann: Die Ethik des hl. Th. v. Aquin in ihrem systematischen Aufbau dargestellt und in ihren gesch., bes. in den antiken Quellen er forscht (1933) 20–72; Th. v. Aquin und Bonaventura in ihrer G. Lehre miteinander verglichen, in: Aus der Geisteswelt des Mittel alters. M. Grabmann zum 60. Geburtstag, hg. A. Lang u.a. (1935) 749–758. – E. Gilson: Le thomisme. Introduction à la philos. de saint Th. d'Aquin (Paris
11948) 332–348. 488–496; Johannes Duns Scotus. Einführung in die Grundgedanken seiner Lehre (1959) 615–624. – L. B. Gillon: Béatitude et désir de voir Dieu au MA. Angelicum 26 (1949) 3–30. 115–142. – F.-H. Dondaine: L'objet et le ‹medium› de la vision béatifique chez les théologiens du 13e siècle. Rech. Théol. ancienne et médiévale 19 (1952) 60–130. – N. Wicki: Die Lehre von der himmlischen Seligkeit in der ma. Scholastik von Petrus Lombardus bis Th. v. Aquin (Fribourg 1954). – R. Guindon: Béatitude et théol. morale chez saint Th. d'Aquin. Origines – interprétation (Ottawa 1956). – Sein und Ethos. Untersuchungen zur Grundlegung der Ethik, hg. P. Engelhardt (1963) 158–185: D. Eickelschulte: B. als Prozeß. Zur Frage nach dem Ort der theol. Ethik bei Th. v. Aquin; 236–266: H. Reiner: Wesen und Grund der sittlichen Verbindlichkeit (obligatio) bei Th. v. Aquin; 267–305: S. Pinckaers: Eudämonismus und sittliche Verbindlichkeit in der Ethik des hl. Thomas. Stellungnahme zum Beitrag H. Reiners; 306–328: H. Reiner: B. und obligatio bei Th. v. Aquin. Antwort an P. Pinckaers. – W. Kluxen: Philos. Ethik bei Th. v. Aquin (1964) 108–165. – J. Santeler: Der Endzweck des Menschen nach Th. v. Aquin. Eine kritisch-weiterführende Studie. Z. kath. Theol. 87 (1965) 1–60. – W. Sanders: Glück. Zur Herkunft und Bedeutungsentwickl. eines mittelalterl. Schicksalsbegriffs, in: niederdtsch. Stud., hg. W. Foerste 13 (1965) XII.