Hegemonikon (griech.
, lat. principatus, principale, principalitas) ist terminologisch die genuin
schon Vorläufer des Begriffs vorhanden.
Gegen
Zenons materialistische Auffassung von der sinnlichen Wahrnehmung als einem «Abdruck» im passiven Zentralorgan
[3], das oft als oberster von acht
[4] oder zehn
[5] Seelenteilen mit dem platonischen
λογιστικόν («das Vernunfthafte») identifiziert wird
[6], scheint
Chrysipp zu polemisieren: Alle scheinbar nur partiell die affektive oder intellektuale Seele betreffenden Zustände des Menschen sind in Wirklichkeit solche des ganzen H., welches sich jeweils «in bestimmter Verfassung befindet» (
πως ἔχον)
[7]. Auch Gutheit oder Schlechtigkeit der Seele wird durch das jeweilige sittliche Verhalten des habituell veränderbaren ganzen H. bestimmt
[8]. Von einem innerstoischen Konflikt in dieser Frage kündet auch
Seneca[9].
Chrysipp scheint mit seiner Konzeption des H. schon wesentliche Merkmale dessen antizipiert zu haben, was man unter geistiger Individualität etwa im Sinne des plotinischen
μόνος πρὸς μόνον (individuell gegenüber einem Individuellen) versteht
[10]. Diese These von der nie partiell erlebenden und empfindenden, sondern immer nur als totales Selbst des Menschen affizierten Seele greift
Straton von Lampsakos auf:
Στράτων καὶ τὰ πάθη τῆς ψυχῆς καὶ τὰς αἰσθήσεις ἐν τῷ ἡγεμονικῷ οὐκ ἐν τοῖς πεπονθόσι τόποις συνίστασθαι (Straton lehrt, daß sowohl die Affekte der Seele wie auch die Wahrnehmungen im H., nicht an den empfindenden Stellen zustande kommen)
[11].
Philons Identifizierung des H. mit dem
νοῦς[12] geht auf eben diese stoische Lehre chrysippischer Provenienz vom H. als der das Ich des Menschen repräsentierenden Instanz zurück. Es ist «Wurzel der Sittlichkeit»
[13] und «Quelle der Sinneswahrnehmungen»
[14]. Ähnlich spricht
Epiktet vom H. als der «Grundlage des sittlich Schönen und Guten»
[15]. Während
Clemens Alexandrinus das H. kühn mit dem platonischen Daimon aus dem ‹Timaios› identifiziert
[16], verliert das H. in späterer Zeit mehr und mehr den Charakter des
Seelenteils, als welches es im Kopf, wie bei
Calcidius[17] oder im Herzen angesiedelt wurde
[18].
Klaudios Ptolemaios[19] unterscheidet ein H. im Herzen
πρὸς τὸ ζῆν (zum Leben) und eines im Kopf
πρὸς τὸ εὖ ζῆν (zum guten Leben).
Origenes interpretiert das H. als das «Herz» (in einem Pascals «cœur» verwandten Sinne)
[20], das, von Gott erleuchtet, allein für göttliche Geheimnisse rezeptionsfähig ist
[21], d.h. das H. avanciert zu einer Art Prinzip menschlicher Verinnerlichung. Zu gleicher Zeit kritisiert
Plotin[22] die stoische (zenonische) Theorie der funktional
wie lokal getrennten Seelenteile mit dem H. als Zentralisationspunkt aller Affektionen und setzt ihr die Konzeption von Seele als einer zugleich geteilten und ungeteilten Wesenheit entgegen
[23], die als ganze in allen Organen zugegen ist und «apperzipiert» (
ἀντίληψις)
[24]. Das H. als den führenden Teil der Weltseele, eine schon altstoische Theorie
[25], kennt noch
Proklos[26].