Historisches Wörterbuch der Philosophie online 

Hysteron/Proteron

Hysteron/Proteron 1619 10.24894/HWPh.1619 Matthias Gatzemeier
Antike Philosophie Wissenschaftstheorie und Methodenlehre Proteron proteron/hysteron (πρότερον/ὕστερον) Früheres/Späteres Späteres/Früheres Prioritätlog.
Hysteron/Proteron (von griech. ὕστερον, Späteres, πρότερον, Früheres; in logischer Bedeutung: consequens und antecedens) ist ein aus der aristotelischen Logik [1] entwickelter Terminus für einen logischen Fehler im Beweisverfahren, der darin besteht, daß man das zu Beweisende in irgendeiner Form (d.h. direkt: als Ganzes bzw. einen Teil desselben, oder indirekt: Voraussetzungen des zu Beweisenden) im Beweisgang verwertet: also durch das Spätere das Frühere beweisen will (διὰ τῶν ὑστέρων τὸ πρότερον). Das H./P. ist nach Aristoteles nicht eine Form der petitio prineipii (αἰτείσθαι τὸ ἐξ ἀρχῆς), sondern beide fallen unter den allgemeinen Begriff: den geforderten Beweis nicht liefern (μὴ ἀποδεικνύναι τό προκείμενον).
[1]
Aristoteles, Anal. pr. II, 16, 64 b 28–33.