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Perspektive, Perspektivismus, perspektivisch

Perspektive, Perspektivismus, perspektivisch Geschichtsphilosophie und Geschichtswissenschaft Hermeneutik perspectiva Perspektivismus 5343 10.24894/HWPh.5343Gert KönigWalter Kambartel
(lat. perspectiva von perspicere mit dem Blick durchdringen, deutlich sehen; engl. perspective, perspectivism; frz. perspective, perspectivisme; ital. prospettiva, prospettivismo)
I. Philosophie; Theologie; Geistes- und Naturwissenschaften. – 1. Wenn Boethiusτὰ ὀπτικά mit «perspectiva» als einen Teil der Geometrie bestimmt [1], so trifft er damit die Bedeutung des Begriffs bis zum Beginn der Renaissance und darüber hinaus, denn diese Zurechnung hält noch bis ins 19. Jh. an: «Die Perspectiv pflegt fast durchgehends zur angewandten Mathematik, und zwar zur Optik, gerechnet zu werden. Doch hat Kästner sie schon seinen Anfangsgründen der Geometrie angehängt. In der That, so weit sie mathematisch, nicht technisch ist, beruht sie ganz und gar auf der Elementar-Geometrie. Hausen hat auch schon in der Vorrede zu seinen Elementis Matheseos bemerkt, daß die Perspectiv nichts anders als eine Geometrie der Projectionen ist» [2]. Die Herleitung des Terminus aus dem lat. perspicere = genau, deutlich sehen, gewiß wahrnehmen «ist wahrscheinlich, weil er so die Übersetzung des gr. ὀπτικὴ τέχνη darstellt» [3] und weil die vier berühmtesten Versuche des Mittelalters, das Gebiet der Optik zu beschreiben [4], Alhazens ‹Kitab al Manazir› (‹Buch über die Optik›) bzw. (in der lateinischen Übersetzung) ‹De aspectibus›, Roger Bacons ‹Perspectiva›, Witelos ‹Perspectiua› und John Pechams ‹Perspectiva communis›, genau in diese Richtung weisen. Wenn Dürer später «perspicere» als «durchsehen» deutet und daher definiert: «Item prospectiua ist ein lateinisch wort, pedewt ein durchsehung» [5], so ist dies schon typisch neuzeitlich und setzt schon die «Konstruktion des Bildes als eines Durchschnittes durch die Sehpyramide» [6] voraus, also jenes Strahlengebildes, dessen Spitze im Auge liegt und dessen Basis die sichtbare Oberfläche der betrachteten Gegenstände bildet: «Auch in der italienischen Wiedergabe des Wortes mit prospettiva = Aussicht kündigt sich die Tendenz zur Erschließung der Raumtiefe an. Die Teilung der Geschichte der Perspektive in zwei Abschnitte vollzieht sich in der Ablösung der alten perspectiva communis oder naturalis durch die perspectiva artificialis oder pingendi. Die ältere scientia perspectiva versteht sich als eine ars bene videndi, die sich mit dem richtigen Sehen, seinen Gesetzen, Problemen der optischen Täuschung und dgl. befaßt» [7]. G. E. Lessing spricht dies im Hinblick auf das Problem, «daß man den alten Artisten die Perspektiv abspricht» [8], später dann so aus: «Denn ist die Perspektiv weiter nichts als die Wissenschaft, Gegenstände auf einer Fläche so vorzustellen, wie sie sich in einem gewissen Abstände unserm Auge zeigen: so ist die Perspektiv kein Theil der Zeichenkunst, sondern die Zeichenkunst selbst. Was thut die Zeichenkunst anders, was thut sie im geringsten mehr, als was nach dieser Erklärung die Perspektiv thut? Auch sie stellt die Gegenstände auf einer Räche vor; auch sie stellt sie vor, nicht wie sie sind, sondern wie sie dem Auge erscheinen, und ihm in einem gewissen Abstände erscheinen. Folglich kann sie nie ohne Perspektiv seyn, und das geringste was der Zeichner vorstellt, kann er nicht anders als perspektivisch vorstellen. Den Alten in diesem Verstände die Perspektiv absprechen, würde wahrer Unsinn seyn. Denn es würde ihnen nicht die Perspektiv, sondern die ganze Zeichenkunst absprechen heissen, in der sie so große Meister waren. Das hat niemandem einkommen können. Sondern wenn man den Alten die Perspektiv streitig macht, so geschieht es in dem engern Verstände, in welchem die Künstler dieses Wort nehmen. Die Künstler aber verstehen darunter die Wissenschaft, mehrere Gegenstände mit einem Theile des Raums, in welchem sie sich befinden, so vorzustellen, wie diese Gegenstände, auf verschiedne Plane des Raums verstreuet, mit samt dem Räume, dem Auge aus einem und eben demselben Standorte erscheinen würden ... Nach jener können einzelne Theile in einem Gemählde vollkommen perspektivisch seyn, ohne daß es, nach dieser, das ganze Gemählde ist, indem es ihm an der Einheit des Gesichtpunkts fehlet und die verschiednen Theile desselben verschiedne Gesichtspunkte haben» [9]. Damit steht Lessing «in der Tradition eines Meinungsstreites, der so alt ist wie die Nobilitierung des Begriffs in der frühen Neuzeit selbst. Sie den Alten zuerkennen, widersprach dem Bewußtsein der ‘Modernitätʼ. Die antike perspectiva communis versuchte, mit einer Geometrisierung des Sehens der Wahrnehmung gerecht zu werden». Die P. als «perspectiva artificialis» geht indessen «in die Wesensbestimmung der neuen Kunst und als ‘Perspektivitätʼ in das Zentrum des philosophischen Denkens ein, wo sie die Art und Weise, wie sich der Mensch in der Welt bestimmt, neu formulieren hilft» [10].
Noch im 16. Jh. bedeutet ‹P.› ohne Zusatz ‘Optikʼ [11], wenn auch z. T. nur in sehr spezieller Hinsicht [12]. Besonders gut läßt sich der aufgezeigte Prozeß an Piero della Francescas Traktat ‹De prospettiva pingendi› [13] ablesen, dem «ersten systematischen Traktat über P. für Maler», dessen Regeln wichtig sind «für die Änderung der Regeln der Optik zu Regeln der P., also für die Änderung von Regeln, die das Sehen beschreiben, zu Regeln, die die Herstellung von Bildern, die gesehen werden sollen, beschreiben» [14]. J. H. Lambert, der «die P.» als denjenigen «Theil der Malerkunst» bestimmt, «so diese Regeln enthält» [15], beschreibt dies folgendermaßen: «Die sichtbaren Dinge stellen sich dem Auge ganz anders vor als sie in der That sind. In der Entfernung wird ihre Gestalt kleiner, ihre Farbe blaßer, die Ecken stumpfer, und die kleineren Theile undeutlicher ... Die Kunst, das Bild einer Sache so zu zeichnen, wie sie in einer gegebenen Entfernung in die Augen fällt, ist also von der Kunst, ihre wahre Lage in einem Riße vorzustellen, ganz verschieden. Diese gründet sich auf das eigentliche Verhältniß der Theile, jene aber auf die Gesetze des Sehens. Aus diesen läßt sich bestimmen, wie eine jede Sache aus einem gegebenen Gesichtspuncte betrachtet, aussehen müsse, und nach welchen Regeln sie solle gezeichnet werden, damit der Abriß eben so in die Augen falle, als wenn die Sache selbsten gesehen würde» [16].
2. G. W. Leibniz führte den Begriff der P. bzw. den mit ihm verbundenen Begriff des Standpunktes in die Philosophie ein: «Il est vray que la même chose peut être representée differemment; mais il doit tousjours y avoir un rapport exact entre la representation et la chose, et par consequent entre les differentes representations d'une même chose. Les projections de perspective, qui reviennent dans le cercle aux sections coniques, fönt voir qu'un même cercle peut être representé par une ellipse, par une parabole, et par une hyperbole, et même par un autre cercle et par une ligne droite, et par un point. Rien ne paroit si different, ny si dissemblable, que ces figures; et cependant il y a un rapport exact de chaque point à chaque point. Aussi faut il avouer que chaque ame se represente l'univers suivant son point de vue, et par un rapport qui luy est propre; mais une parfaite harmonie y subsiste tousjours» [17]. Im § 57 seiner ‹Monadologie› wird Perspektivität sozusagen zur Grundstruktur der den einzelnen Monaden mit ihren notwendig verschiedenen Standpunkten vorgegebenen Welt: «Et comme une même ville regardée de differens côtés paroist toute autre et est comme multipliée perspectivement, il arrive de même, que par la multitude infinie des substances simples, il y a comme autant de differens univers, qui ne sont pourtant que les perspectives d'un seul selon les differens points de veue de chaque Monade» [18].
Allerdings brauchte es noch einige Zeit, bis eine solche ‘Gesichtspunktlehreʼ sich verbreitete: J. H. Zedler verzeichnet ‹Gesichtspunkt› noch nicht, wohl aber ‹Standpunkt›, aber dies noch in der alten geometrischen Bedeutung: «Stand-Punct, Lat. Statio, Stationis Punctum ... wird in der ausübenden Geometrie der Punct auf dem Erdboden genennet, in welchem der Mittelpunct des Instruments, womit man misset, ordentlich eintreffen soll» [19]. Aber Ch. A. Crusius, der freilich «Die Perspectiv» als Wissenschaft bestimmt, «welche einen Körper auf einer Fläche also vorstellen lehret, wie er sich dem Auge in der Natur darstellen würde» [20] – und dies auch «nur ein Anhang der optischen Wissenschaften» bzw. als «eine zu einem gewissen Zwecke gemachte Sammlung optischer Aufgaben» – benutzt den Begriff «Sehe-Punkte», um mit ihm die Schwierigkeiten zu erläutern, «daß die Menschen einander nicht gnugsam verstehen»: «Wenn nun die Menschen einander solche Begriffe mittheilen wollen; so ist ... das unvermeidlich, daß nicht ein iedweder wegen der Begriffe, welche ihm schon zuvor geläufig sind, und wegen der unterschiedenen Richtung seiner Aufmercksamkeit die Sache gewisser massen mit andern Augen ansehen und so zu reden aus einem andern Sehe-Puncte betrachten» muß [21]. Für die Lehre «Von der Auslegung oder Interpretation» resultiert, daß die Bemühung dahin gehen muß, «aus der Vergleichung aller Umstände gleichsam den rechten Sehe-Punct zu bestimmen, aus welchem der Verfasser eine Sache angesehen hat, und sich in den Gedancken in denselbigen zu stellen» [22].
Eingeführt hat diesen Begriff etwas früher J. M. Chladenius in seiner ‹Einleitung zur richtigen Auslegung vernünfftiger Reden und Schriften›: «Diejenigen Umstände unserer Seele, Leibes und unserer gantzen Person, welche machen, oder Ursach sind, daß wir uns eine Sache so, und nicht anders vorstellen, wollen wir den Sehe-Punckt nennen. Wie nemlich der Ort unseres Auges, und ins besondere die Entfernung von einem Vorwurffe, die Ursach ist, daß wir ein solch Bild, und kein anderes von der Sache bekommen, also giebt es bey allen unsern Vorstellungen einen Grund, warum wir die Sache so, und nicht anders erkennen: und dieses ist der Sehe-Punckt von derselben Sache» [23]. Chladenius baut dann hierauf in seiner allgemeinen Geschichtswissenschaft auf, wobei er sich explizit auf Leibniz bezieht: «Der Sehepunckt ist der innerliche und äusserliche Zustand eines Zuschauers, in so ferne daraus eine gewisse und besondere Art, die vorkommenden Dinge anzuschauen und zu betrachten, flüsset. Ein Begriff, der mit den allerwichtigsten in der gantzen Philosophie im gleichen Paare gehet, den man aber noch zur Zeit zu Nutzen anzuwenden noch nicht gewohnt ist, ausser daß der Herr von Leibnitz hie und da denselben selbst in der Meta-physick und Psychologie gebraucht hat. In der historischen Erkentniß aber kommt fast alles darauf an» [24]. R. Koselleck[25] hat deutlich gemacht, was mit einer solchen «Lehre von der P., vom Sehepunkt, wie Chladenius sagt, ohne den historische Erkenntnis nicht zu haben ist», geleistet ist: «Diese Einsicht war ein Durchbruch, denn die Relativität historischer Urteilsbildung war seitdem kein Einwand mehr gegen historische Wahrheitsfindung, sondern deren Voraussetzung. Aber wenn Chladenius noch einem objektivistischen Realismus huldigte, der von der immer sich gleichbleibenden Identität geschichtlicher Wahrheiten ausgeht, öffnete er dennoch die Wege, die zu einer reflektierten Geschichtsschreibung führten, die die Wirkungs- und Rezeptionsgeschichte als Element der geschichtlichen Wahrheit mitbedenkt. Daß gerade die zeitliche Distanz und damit auch die zeitlich sich ändernde P. einen Erkenntnisgewinn mit sich bringen können, wurde gleich nach Chladenius methodisch aus seiner Lehre vom ‘Sehepunktʼ gefolgert.»
Natürlich kann man nun versuchen, die folgenden philosophischen Entwürfe sozusagen aus der P. des Standpunktes bzw. seiner orientierenden Kraft zu beurteilen. Insofern z.B. Kant betont, daß die Philosophie, will sie Wissenschaft sein, den Menschen auf einen seiner menschlichen Denksituation angemessenen Standpunkt verweisen muß, erhält «erst von ihm ab die Rede vom Standpunkt ihre radikale Bedeutung» [26]. Weitergeführt hat die Beurteilung philosophischer Systeme unter dem Gesichtspunkt der Perspektive freilich erst G. Teichmüller, der «alle diese Systeme» als «projectivische Darstellungen unseres Erkenntnisinhaltes und, da die Erkenntniss nothwendig auf den Augenpunkt des Subjekts bezogen ist, bloss perspectivische Bilder» [27] sieht, wobei er folgert, «dass diejenigen Arten oder Formen der Anschauung, in denen wir die Empfindungen zu den sogenannten Anschauungen zusammenfassen, eben den perspectivischen Charakter des perspectivischen Bildes ausmachen, also perspectivische Anschauungsformen sind und folglich mit der Wirklichkeit nichts zu thun haben». Vor Nietzsches Radikalisierung des «Perspektivischen» wird hier wohl zum ersten Mal bereits im pejorativen Sinne von «Perspektivität» gehandelt: «Wir fragen daher jetzt, um dem Zauber ein Ende zu machen, woher denn eigentlich die Dingheit selbst stammt, die wir den ideellen (materialen oder idealen) Objecten zuschreiben, ohne sie doch bei genauerer Analyse darin finden zu können. Kaum aber stellen wir diese nüchterne Frage, so verschwindet sofort die ganze perspectivische Gespensterwelt und wir kommen wie aus einem ängstlichen Traum wieder zu uns und wachen ... Das durch perspectivische Auffassung getäuschte Denken scheidet nun die wirkliche von der scheinbaren Welt und kommt zu einer festen Gewissheit und zu einer sicheren Ruhe, weil es den Grund seiner Täuschung erkennt ...» [28].
3. F. Nietzsche erkennt dagegen «das Perspektivische» als «die Grundbedingung alles Lebens» [29]: «Es giebt nur ein perspektivisches Sehen, nur ein perspektivisches ‘Erkennenʼ; und je mehr Affekte wir über eine Sache zu Worte kommen lassen, je mehr Augen, verschiedne Augen wir uns für dieselbe Sache einzusetzen wissen, um so vollständiger wird unser ‘Begriffʼ dieser Sache, unsre ‘Objektivitätʼ sein» [30] und: «Soweit überhaupt das Wort ‘Erkenntnißʼ Sinn hat, ist die Welt erkennbar: aber sie ist anders deutbar, sie hat keinen Sinn hinter sich, sondern unzählige Sinne ‘Perspektivismusʼ» [31]. Es ist die «Perspektiven-setzende Kraft», vermöge deren «jedes Kraftcentrum – und nicht nur der Mensch – von sich aus die ganze übrige Welt construirt» [32] – eine These, die dann durch die Umweltlehre J. von Uexkülls im biologischen Bereich näher ausgeführt wurde. Freilich wird selbst dieser Begriff von Nietzsche dann auch wieder relativiert: «Kurz, wir gewinnen eine Schätzung auch für das Nichtwissen, das Im-Großen-und-Groben-Sehen, das Vereinfachen und Fälschen, das Perspectivische» [33].
J. Ortega y Gasset hat versucht, in seiner ‹Lehre vom Standpunkt› einen solchen Relativismus zu überwinden: «Die P. ist eine der Komponenten der Wirklichkeit. Sie ist nicht ihre Verzerrung; sie ist ihr Ordnungsschema» [34]; die Wirklichkeit bietet daher «wie die Landschaft unendlich viele P.n, die alle gleich wahr und gleichberechtigt sind. Falsch ist allein die P., die behauptet, die einzige zu sein» [35] bzw.: «Bis heute war alle Philosophie utopisch. Jedes System vermaß sich, für alle Zeiten und alle Menschen zu gelten. Die Lehre vom Standpunkt verlangt dagegen, daß innerhalb des Systems die vitale P., aus der es hervorging, deutlich ausgesprochen wird ...» [36]. Einerseits gilt: «Der persönliche Blickpunkt ... ist ... der einzige, von dem aus die Welt, wie sie in Wahrheit ist, betrachtet werden kann. Alles übrige ist Mache» [37], andererseits jedoch auch, da sich für ihn optische, geistige und wertende P. verquicken: «Vereinigen wir doch, statt uns zu zanken, unsere Ansichten in selbstloser geistiger Zusammenarbeit, bilden wir doch miteinander den Strom des Wirklichen, so wie aus verschiedenen Bächen der breite, stattliche Fluß wird» [38].
4. Es ist dann besonders die Phänomenologie der Wahrnehmung, die sich perspektivischer Termini, wie z.B. ‹Abschattung›, ‹Horizont›, ‹Gesichtskreis›, ‹Standpunkt› bedient. So spricht E. Husserl davon, daß sich durch die Perspektivierung die «Entfernungsdinge» konstituieren [39], und M. Merleau-Ponty betont die Notwendigkeit, P.n und Gesichtspunkte als unser In-Sein im Weltindividuum zu begreifen («concevoir les perspectives et le point de vue comme notre insertion dans le monde-individu» [40]): «La chose et le monde n'existent que vécus par moi ou par des sujets tels que moi, puisqu'ils sont l'enchaînement de nos perspectives, mais ils transcendent toutes les perspectives parce que cet enchaînement est temporel et inachevé» [41]. Ebenfalls am Beispiel der Landschaft versucht er zu zeigen, daß der Standpunkt weniger eine Beschränkung der Erfahrung ist, als vielmehr eine Weise «de me glisser dans le monde entier. Quand je regarde l'horizon, il ne me fait pas penser à cet autre paysage que je verrais si j'y étais, celui-ci à un troisième paysage et ainsi de suite, je ne me représente rien, mais tous les paysages sont déjà là dans l'enchaînement concordant et l'infinité ouverte de leurs perspectives» [42].
Ähnlich K. Mannheim: «Die Landschaft als Landschaft – dies ist das Beispiel, an dem der Perspektivismus am klarsten exemplifizierbar ist – kann sich für ein menschliches Bewußtsein nur perspektivisch konstituieren, und dennoch löst sich die Landschaft nicht in die verschiedenen von ihr möglichen Bilder auf, weil ein jedes dieser Bilder sich an etwas orientiert (weshalb nicht ein jedes willkürliche Bild möglich ist) und weil die eine P., sofern sie richtig ist, auch von den anderen aus kontrollierbar ist. Hat man aber dies zugegeben, so ist die Geschichte nur aus der Geschichte selbst sichtbar» [43] bzw.: «Gibt man einmal zu, daß metaphysisches Wissen kulturkreishaft seinsverbundenes Wissen ist, so kann man nur ein dynamisches System in dieser Denksphäre voraussetzen und nicht ein einmaliges System der überschwebenden Wahrheiten annehmen ... Ist aber dies zugegeben, dann ist nur noch der Perspektivismus möglich, wonach mit den verschiedenen Epochen zusammen die zu ihnen gehörenden Wesenheiten werden, die als solche ein Ansichsein haben, für den Geschichtsbetrachter aber stets nur perspektivisch erfaßbar sind – von Standorten aus, die selbst wieder im Geschichtsprozeß zustande kommen» [44]. Mannheim betont dabei gegen Scheler, daß sich ein solcher Perspektivismus aber durchaus nicht selbst aufhebt, daß er «das historische Ansichsein der Gehalte» eben nicht verflüchtige: «Das Wesen und das faktische Sein des Griechentums z.B. löst sich nicht in die über sie in historischen Werken möglich gewordenen Perspektiven auf. Denn sowohl das faktische Sein wie das Wesen einer Geschichtsepoche ist in der Tat wie ein ‘Ding an sichʼ ‘gegebenʼ, welches die verschiedenen Interpretationen gleichsam umkreisen. Daß wir dieses Ansichsein setzen, ist dadurch gerechtfertigt, daß, wenn wir auch in keiner P. dieses Ansichsein erfassen können, es doch gegeben ist als eine kontrollfähige Instanz gegenüber willkürlichen Aussagen» [45]. Auch für N. Hartmann bedarf «alles Faktische erst der Gesichtspunkte» [46].
5. In vielfältiger Weise wird die hiermit vorgegebene Theorienproblematik der Geschichte zwischen Subjektivismus und Objektivismus in der Gegenwart diskutiert, wobei W. J. Mommsen darauf aufmerksam macht, daß zwischen «Parteilichkeit im Sinne einer Interpretation geschichtlicher Entwicklungen von einem bestimmten Parteistandpunkt aus, die die gewonnenen Ergebnisse zu fundamentalistischen Aussagen hypostasiert, die angeblich aus dem objektiven Geschichtsprozeß selbst resultieren oder doch aus ihm ableitbar sind, und einer Interpretation vergangener Wirklichkeit aufgrundeiner bestimmten, auf Wertgesichtspunkten und/oder theoretischen Einsichten, die sich der Partialität ihrer selbst bewußt bleibt», ein «himmelweiter Unterschied» ist [47]: «Der perspektivische Charakter historischer Erkenntnis erstreckt sich sowohl auf die Selektion und Bewertung historischer Daten unter Wertgesichtspunkten, als auch auf das kognitive Begriffsinstrumentarium des Historikers» [48], und im Prozeß eines ständig sich verfeinernden perspektivischen Zugriffs lassen sich «fast stets drei Gruppen von Fundamentalprämissen in den perspektivischen Konzeptionen ausmachen, die Träger der ‘erkenntnisleitenden Interessenʼ des Historikers sind und die übergreifenden Hypothesen, Paradigmata oder Theorien maßgeblich beeinflussen ..., nämlich 1. eine bestimmte Auffassung vom Wesen des Menschen, 2. eine bestimmte Konzeption von sozialem Wandel, einschließlich der Bedingungen, unter denen ein solcher eintritt oder auch nicht eintritt, 3. bestimmte Erwartungen über die zukünftige Entwicklung der jeweils gegenwärtigen Gesellschaft, gleichviel ob diese Erwartungen hypothetischen oder fundamentalistischen Charakter besitzen» [49]. Auch im innerwissenschaftlichen Raum gibt es daher eine Pluralität von denkbaren P.n «unbeschadet der Frage, ob man im konkreten Falle aus sachlichen Gründen oder aus Überlegungen wertorientierender Natur heraus einer bestimmten P. absoluten Vorrang einzuräumen sich veranlaßt sieht» [50]. Die vielbeschworenen «Quellen» können eben nur in einer Hinsicht, sozusagen negativ, Auskunft geben, wie R. Koselleck ausführt: «Quellen schützen uns vor Irrtümern, nicht aber sagen sie uns, was wir sagen sollen. Das, was eine Geschichte zur Geschichte macht, ist nie allein aus den Quellen ableitbar: es bedarf einer Theorie möglicher Geschichten, um Quellen überhaupt erst zum Sprechen zu bringen. Parteilichkeit und Objektivität verschränken sich dann auf neue Weise im Spannungsfeld von Theoriebildung und Quellenexegese. Das eine ohne das andere ist für die Forschung umsonst» [51]. J. Rüsen sieht geradezu eine «Synchronisierung des Erkenntnisfortschritts mit der Perspektivenerweiterung» [52] gegeben: «Perspektivenerweiterung ist ein methodisch regelbarer Vorgang des historischen Denkens, in dem Standpunkte durchaus zur Geltung gebracht, zugleich aber auch (argumentativ) auf andere Standpunkte bezogen werden» [53]. Das Prinzip der «Konsensobjektivität» (Lübbe), dergemäß «Geschichten» durch ihren Bedeutungsgehalt «Menschen mit unterschiedlichen Standpunkten, Bedürfnissen und Interessen im gesellschaftlichen Lebenszusammenhang in gleicher Weise zur Selbstverständigung dienen» können [54], gibt «einerseits den historischen Erkenntnisprozeß frei in die Pluralität unterschiedlicher perspektivenbildender Standpunkte, integriert aber zugleich die Pluralität standpunktabhängiger historischer P.n in die Einheit des Prozesses der Perspektivenerweiterung» [55].
6. In die Soziologie hat neuerlich W. Skidmore den P.-Begriff eingebracht: «Perspectives are collections of concepts which are important basically as ‘sensitizingʼ agents. They point out important isolated aspects of reality. But perspectives are relatively less coherent and developed internally» [56], also «Ideengebilde, welche die wichtige Funktion haben, uns für bestimmte zwischen den Elementen der Wirklichkeit bestehende Beziehungen und Zusammenhänge zu ‘sensibilisierenʼ» [57]. Schon G. H. Mead benutzte den P.-Begriff, um seine Philosophie der Sozialität zu entwickeln: «Das Wahrnehmungsobjekt steht dem Organismus als einem physischen Objekt gegenüber. Diese Situation wird als P. bezeichnet. Die Beziehung zwischen Wahrnehmungsfeld und Organismus in der P. ist sozial» [58], wobei sich das soziale Individuum immer «schon in einer Perspektive [befindet], die der Gemeinschaft (community) angehört, innerhalb derer das Selbst entstanden ist» [59]. An Whitehead anknüpfend, der ebenfalls die objektive Realität von P.n vertritt, erklärt Mead: «Der Begriff der P. als etwas der Natur eigenes ist ... ein unerwartetes Geschenk der ... Physik an die Philosophie. P.n sind weder Verzerrungen von irgendwelchen vollkommenen Strukturen noch Selektionen des Bewußtseins aus einer Gegenstandsmenge, deren Realität in einer Welt der Dinge an sich (noumenal world) zu suchen ist. Sie sind in ihrer wechselseitigen Bezogenheit aufeinander die Natur, die die Wissenschaft kennt» [60].
7. Es darf bei der aufgezeigten Ausbreitung der P.-Begriffe in der Gegenwart nicht verwundern, daß auch in der Physik und Biologie «Perspektivismen» angetroffen werden können: Eine P. ist danach «a coordinated collection of measuring instruments either in the sense of reference systems as applied in the theory of relativity or in the sense of experimental arrangement as conceived by Bohr» [61], ein Arrangement «ziemlich schwacher epistemischer Gemeinsamkeit» [62], das Bohr zur Auflösung des sog. EPR-Paradoxons benötigt. Aber auch J. K. Feiblemans «Theorie der P.n» muß hier genannt werden. Auch sie, «objektiv orientiert», soll dazu dienen, Interpretationsschwierigkeiten im quantenphysikalischen Bereich zu beheben, einerseits die essentielle Bedeutung der Apparate für die physikalische Erkenntnisgewinnung nicht zu mindern, andererseits aber doch bestimmten «subjektivistischen» Konsequenzen zu entgehen: «Nach dieser Theorie stünde der Beobachter in einer bestimmten P. und bliebe im Zustand eines in dieser P. Stehenden. Die P. existiert also, ob jemand sie einnimmt oder nicht. Die P. ermöglicht es dem in ihr Stehenden, einen Ausschnitt aus der natürlichen Welt zu beobachten, indem sie bestimmt, welchen Ausschnitt er beobachten soll. So haben P.n einen ermöglichenden und limitierenden Charakter, aber keinen hindernden. Die durch eine P. erzielten Kenntnisse wären dann immer Teilkenntnisse, wenn auch nicht notwendigerweise falsche. Die P. gehört zum Objekt und nicht zum Beobachter» [63]. Andererseits verweist L. V. Bertalanffys «perspectivistic view» darauf, daß «what traits of reality we grasp in our theoretical system is arbitrary in the epistemological sense, and determined by biological, cultural and probably linguistic factors ... the choice of the symbolism we apply and consequently the aspects of reality we represent, depend on biological and cultural factors» [64].
8. Die neuere Entwicklung in der Wissenschaftstheorie kann als Einlösung der Aufforderung K. Ajdukiewiczs angesehen werden: «Der Erkenntnistheoretiker eignet sich ... nicht zum unparteiischen Richter im Streit zwischen zwei Welt-P.n um den Wahrheitsanspruch. Er soll sich ... nicht aufdrängen, um diese Rolle zu übernehmen. Statt dessen soll er sich eine andere Aufgabe stellen: er soll dem tatsächlich sich vollziehenden Wechsel des wissenschaftlichen Begriffsapparates und der ihm entsprechenden Welt-P.n seine Aufmerksamkeit schenken und zu ermitteln trachten, welches die Triebfedern sind, die diesen Wechsel in Bewegung setzen ... Die Aufgabe einer solchen Auffassung der Geschichte der Wissenschaften bildet den gefundenen Kern des geisteswissenschaftlichen Verstehens des Entwicklungsprozesses der Wissenschaft» [65]: genau dies ist ja das Ziel von Th. S. Kuhn, N. R. Hanson, P. Feyerabend u.a., deren Untersuchungen zu den grundlegenden P.n-Wandlungen von Wissenschaften C. Dilworth als «the perspectivist conception of science» zusammenfaßt [66]. ‘Perspektivischeʼ Realismusarten lagen freilich auch schon bei B. Russell, der das System aller Ansichten von der Welt, ob sie nun wahrgenommen werden oder nicht, das «System of ‘perspectivesʼ» nennt und davon die «private world» als «perceived ‘perspectiveʼ» unterscheidet, wobei es dann so viele Privaträume gibt wie Perspektiven, aber eben nur einen einzigen «perspective-space, whose elements are single perspectives, each with its own private space» [67], und E. B. McGilvary[68] vor. Vom Standpunkt einer «metawissenschaftlichen P.» aus plädiert N. Rescher, der zwischen kognitiver und pragmatischer P. differenziert, für die Unbegrenztheit von Wissenschaft und weist insbesondere die These der Einheitlichkeit der Wissenschaft als «myth of the God's-eye view» [69] zurück. In Abwehr der «externalistischen P.» des metaphysischen Realismus, wonach die Welt aus einer feststehenden Gesamtheit geistesunabhängiger Gegenstände besteht, versucht H. Putnam, von einer «internalistischen P.» ausgehend, die Auffassung zu untermauern, daß «die Frage: Aus welchen Gegenständen besteht die Welt? nur im Rahmen einer Theorie bzw. einer Beschreibung» sinnvoll ist [70]. «‘Wahrheitʼ ist nach internalistischer Auffassung so etwas wie (idealisierte) rationale Akzeptierbarkeit – so etwas wie ideale Kohärenz unserer Überzeugungen untereinander und in bezug auf unsere Erfahrungen entsprechend der Darstellung dieser Erfahrungen in unserem Überzeugungssystem – und nicht Übereinstimmung mit geistesunabhängigen oder redeunabhängigen ‘Sachverhaltenʼ. Es gibt keinen Gottesgesichtspunkt, den wir kennen oder uns mit Nutzen vorstellen könnten, sondern nur die verschiedenen Gesichtspunkte tatsächlicher Personen, die verschiedene Interessen und Zwecke erkennen lassen, denen ihre Beschreibungen und Theorien dienlich sind» [71].
9. Eine «Logik theologischer P.n» hat daher ebenfalls religiöse Reden nicht als «die bloße Anwendung überlieferter Worte», sondern vielmehr als ein «Reden von einem bestimmten Standpunkt aus» zu betrachten. In diesem Sinne versucht H. O. Jones zunächst vier Modellfälle perspektivischer Sprache aus der angelsächsischen Religionsphilosophie zu schildern (Wisdom,Hare, Hick und Barbour), um über eine sprachanalytische Untersuchung perspektivischer Redeweisen bei Wittgenstein sodann philosophische und theologische Anwendungen einer perspektivischen Redeweise (Polanyis «Philosophie der personalen P.», G. D. Kaufmans «perspektivische Theologie», P. von Burens «Story als Träger der P.») zu analysieren und schließlich unter dem Titel: «Lebensstory und P.» ein eigenes Modell des Verhältnisses zwischen der Sprache glaubender Menschen und ihrer erlebten Wirklichkeit aufzustellen [72].
10. Eine Fülle von P.-Begriffen findet sich in der Literaturwissenschaft.G. Lukács hatte ‹P.› durch drei Merkmale bestimmt: «erstens ist etwas als P. dadurch bestimmt, daß es noch nicht existierend ist. Würde es existieren, wäre es nicht P. für die Welt, die wir gestalten; zweitens: diese P. ist aber nicht eine bloße Utopie ..., sondern ... die notwendige Konsequenz einer objektiven gesellschaftlichen Entwicklung, die sich dichterisch in der Entfaltung einer Reihe von Charakteren in bestimmten Situationen objektiv äußert, und drittens: ist sie objektiv, aber nicht fatalistisch ...; es ist ... die Tendenz in der Wirklichkeit zur Verwirklichung ... durch Taten und durch Handlungen ...» [73]. ‹Perspektivisch› heißt hier also soviel wie «auf die Zukunft gerichtet», ‹P.› heißt: «Aussicht für die Zukunft» [74]. Daneben treten aber viele weitere Bedeutungen: «Der Begriff ‹P.› wird im Jargon der Literaturkritik und Literaturwissenschaft ebenso häufig und meist ebenso unpräzise verwendet wie der Begriff ‹Struktur›; beide erweisen sich als höchst mehrdeutig und bedürfen jeweils, sollen sie nicht ins Unverbindliche und Ungefähre zerfließen, definitorischer Präzisierung. Die Begriffe ‹P.› und ‹Perspektivismus› erscheinen dabei in den verschiedensten Kontexten und mit den unterschiedlichsten Bedeutungen: in der Theorie der Literaturgeschichte verweist ‹Perspektivismus› auf eine wissenschaftliche Haltung, die sich von historischem Relativismus ebenso abhebt wie von einem unhistorischen doktrinären Absolutismus; in der marxistischen Literaturtheorie ist mit ‹P.› die progressive, antizipatorische Ausrichtung der Werke des ‘sozialistischen Realismusʼ gemeint und häufig wird ‹P.› auch nur als vage Metapher für einen bestimmten Blickwinkel und Interpretationsansatz verwendet, von dem her ein Werk oder eine Gruppe von Werken betrachtet wird. In der neueren Romantheorie hat sich jedoch der Begriff der P. und der verwandte Begriff des point of view zu einer allgemein anerkannten Analysekategorie von hohem heuristischen Wert entwickelt» [75].
11. In der Psychologie versteht man unter ‹P.› die Gesetzmäßigkeit der räumlichen Wahrnehmung, daß Gegenstände mit zunehmender Entfernung vom Standpunkt des Betrachters verkürzt erscheinen und parallele Geraden in der Ferne zusammenzutreffen scheinen [76] bzw. spezieller «einen der Faktoren, durch die beim Sehen, und zwar spezifisch schon beim einäugigen, ein Tiefeneindruck hervorgerufen wird» [77], wobei retinal kleinere Gegenstände bzw. dichtere Bereiche in größerer Entfernung gesehen werden. C. F. Graumann analysiert die P. «als horizontale Verweisungs-Ganzheit» [78]: «Dieses Vorwegnehmen, das alles per-spicere zum pro-spicere macht und in der Festlegung der zentralperspektivischen Darstellung auf einen Blickpunkt lediglich fest-gestellt ist, offenbart die Perspektivität als raumzeitliche Verweisungs-Ganzheit, in der das Hier und Jetzt meines Standpunktes und das Jetzt-dasein meines Wahrnehmens bei den in horizontaler Verweisung gegebenen Dingen immer schon das Dann eines unmittelbar folgenden Wahrnehmens impliziert» [79]. E. Zeil-Fahlbusch versteht in ihren «philosophischen Überlegungen zur genetischen Erkenntnistheorie Piagets» – wissenschaftsgeschichtlich auf Kuhn, anthropologisch auf Merleau-Ponty zurückgreifend – unter Perspektivität «all das, was sich nicht der Struktur der Identität oder der Allgemeinheit fügt, was sich nicht hierarchisieren läßt, was das je und ständig Besondere im Allgemeinen bleibt» [80].
12. ‹P.› oder ‹Perspektivität› bedeutet in der Mathematik bzw. in der Darstellenden Geometrie die Perspektive Abbildung des Raumes auf eine Ebene [81]; ‹perspektivisch› heißt auch eine Abbildung, bei der die Schnittpunkte zweier Geraden mit den Geraden eines Geradenbüschels (bzw. Ebenen eines Ebenenbüschels) einander zugeordnet werden. Auch die Zuordnung der Schnittpunkte zu den Geraden (Ebenen) des Büschels wird ‹perspektiv› genannt [82], eine Bezeichnung, die in der Darstellenden Geometrie meist ‹Zentralprojektion› heißt und auf die Ursprünge der projektiven Geometrie bei Desargues[83], Pascal und Leibniz verweist [84].
Gert König
[1]
Boethius: Post. Anal. Aristot. interpret. 1, 7. MPL 64, 721.
[2]
G. S. Klügel: Mathemat. Wb. I/3 (1808) 801f.
[3]
G. Boehm: Stud. zur Perspektivität (1969) 11.
[4]
Vgl. D. C. Lindberg: The ‘Perspectiva communisʼ of John Pecham: Its influence, sources, and content. Arch. int. Hist. Sci. 70/71 (1965) 37–53.
[5]
Dürers schriftl. Nachlaß, hg. H. Rupprich 2 (1966) 373.
[6]
E. Panofsky: Die P. als ‘symbol. Formʼ (1927), in: Aufsätze zu Grundfragen der Kunstwiss., hg. H. Oberer/E. Verheyen (1964) 99–167, hier 127.
[7]
Boehm, a.O. [3] 12.
[8]
G. E. Lessing: Briefe, antiquar. Inhalts (1768). Sämtl. Schr., hg. K. Lachmann 10 (1894) 254.
[9]
a.O. 25 5f.
[10]
Boehm, a.O. [3] 12f.
[11]
D. Gioseffi: Art. ‹Prospettiva›, in: Encicl. Univers. dell'Arte (Venedig/Rom 1963) 11, 116–159 (mit Bibl.); Perspectiva artificialis (Triest 1957).
[12]
Vgl. z.B. W. Jamitzer: Perspectiva Corporum Regularium. Das ist / Ein fleyssige Fürweysung / Wie die Fünff Regulirten Cörper / daruon Plato inn Timaeo / Unnd Euclides inn sein Elementis schreibt / etc. Durch einen sonderlichen / newen / behenden und gerechten weg / der vor nie im gebrauch ist gesehen worden / gar Künstlich inn die Perspectiua gebracht / Und darzu ein schöne Anleytung / wie auß denselbigen Fünff Cörpern one Endt / gar viel andere Cörper / mancherley Art und gestalt / gemacht / unnd gefunden werden mögen (1568).
[13]
Piero della Francesca: De prosp. ping., hg. G. N. Fasolá (1942).
[14]
A. Janhsen: Perspektivregeln und Bildgestaltung bei Piero della Francesca. Masch.schr. Diss. Bochum (1987) 7. 27.
[15]
J. H. Lambert: Die freye Perspective, oder Anweisung, Jeden Perspectivischen Aufriß von freyen Stücken und ohne Grundriß zu verfertigen (21774) 1; vgl. hierzu auch: Schr. zur P., hg. M. Steck (1943).
[16]
a.O. § 1.
[17]
G. W. Leibniz: Théod. III, § 357. Die philos. Schr., hg. C. I. Gerhardt 6, 327.
[18]
Monadol. § 57, a.O. 616; vgl. D. Mahnke: Leibnizens Synthese von Universalmath. und Individualmetaph. Jb. Philos. phänomenol. Forsch. 7 (1925) 538, Anm. 23.
[19]
J. H. Zedler: Großes vollst. Univ. Lex. aller Wiss.en und Künste 39 (1744) 1134.
[20]
Ch. A. Crusius: Weg zur Gewißheit und Zuverläßigkeit der menschl. Erkenntniß (1747). Die philos. Hauptwerke, hg. G. Tonelli 3 (1965) 15.
[21]
a.O. 399f.
[22]
1091.
[23]
J. M. Chladenius: Einl. zur richt. Ausl. vern. Reden und Schr. (1742), hg. L. Geldsetzer (1969) 187f.
[24]
Allg. Gesch.wiss. (1752), hg. R. Koselleck (1985) 100f.
[25]
Koselleck: Vorwort, a.O. VIII.
[26]
Vgl. F. Kaulbach: Der Begriff des Standpunktes im Zus. des Kant. Denkens. Arch. Philos. 12 (1963/64) 45; vgl. W. T. Krug: Allg. Handwb. der philos. Wiss.en 2 (1827, ND 1969) 253, der das Stichwort ‹P.› nicht führt, s. v. ‹Gesichts-Punct›.
[27]
G. Teichmüller: Die wirkl. und die scheinbare Welt. Neue Grundleg. der Metaph. (1882) XVI. 186.
[28]
a.O. 346.
[29]
F. Nietzsche: Jenseits von Gut und Böse (1886), Vorrede. Werke, hg. G. Colli/M. Montinari VI/2 (1968) 4.
[30]
Zur Geneal. der Moral (1887) III, 12, a.O. 383.
[31]
Nachgel. Frg. Ende 1886 – Frühj. 1887, a.O. VIII/1 (1974) 323; vgl. J. Simon: F. Nietzsche, in: O. Höffe (Hg.): Klassiker der Philos. 2 (1981) 210: Das Problem des Perspektivismus; F. Kaulbach: Nietzsches Idee einer Experimentalphilos. (1980) 59ff.: Der perspekt. Charakter der Wirklichkeit und die Methode des P.n-Gebrauchs.
[32]
Nachgel. Frg. Frühj. 1888, a.O. VIII/3 (1972) 165.
[33]
Aug.-Sept. 1885, a.O. VII/3 (1974) 370f.; H. Vaihingers «Fiktionalismus» berührt sich mit diesem Perspektivismus nur in der Hinsicht, daß eben jede Fiktion auch ein Sehen der Dinge beinhaltet, «als ob sie so und so wären»; vgl. hierzu: O. Dittrich: Die allg. Bedeut. der Philos. des Als-ob. Annalen Philos. 1 (1919) 1–26; vgl. jedoch auch A. Lapp: Die Wahrheit (1913) 92 und R. Schmidt: Proleg. zu Vaihingers Philos. des Als Ob. Annalen Philos. 3 (1923) 474–510, hier 506f.
[34]
J. Ortega y Gasset: Die Aufgabe unserer Zeit [1923] (1928) 104.
[35]
a.O. 105f.
[36]
106.
[37]
Wahrheit und P. Ges. Werke 1 (1954) 15.
[38]
a.O. 17.
[39]
Vgl. A. Diemer: E. Husserl (1965) 197; vgl. auch Boehm, a.O. [3] 100ff.; zur Wahrnehmungspsychologie vgl. auch: C. F. Graumann: Grundlagen einer Phänomenol. und Psychol. der Perspektivität (1960).
[40]
M. Merleau-Ponty: Phénoménol. de la perception (Paris 1945) 403; dtsch. (1966) 402.
[41]
a.O. 384f./dtsch. 385.
[42]
380/381.
[43]
K. Mannheim: Wissenssoziologie, hg. K. H. Wolff (1964) 357.
[44]
a.O. 356; vgl. auch Gurvitchs «Reziprozität der Perspektiven», in: Dialektik und Soziologie (1965) 258ff.
[45]
357.
[46]
N. Hartmann: Zur Methode der Philos.gesch. (1909). Kleinere Schr. 3 (1958) 14.
[47]
W. J. Mommsen: Der perspekt. Charakter hist. Aussagen und das Problem von Parteilichkeit und Objektivität hist. Erkenntnis, in: R. Koselleck/W. J. Mommsen/J. Rüsen (Hg.): Objektivität und Parteilichkeit (1977) 448.
[48]
a.O. 446.
[49]
452.
[50]
451.
[51]
R. Koselleck: Standortbindung und Zeitlichkeit. Ein Beitrag zur historiograph. Erschließung der geschichtl. Welt, a.O. 46; vgl. auch: Über die Theoriebedürftigkeit der Geschichtswiss., in: Th. Schieder/K. Gräubig (Hg.): Theorieprobleme der Geschichtswiss. (1977) 37ff.; K. Bergmann/H.-J. Pandel: Gesch. und Zukunft (1975) 113f.: «Zeitperspektive als Kategorie von Geschichtsbewußtsein»; H.-W. Hedinger: Subjektivität und Geschichtswiss. (1969) 130ff.: «Perspektivität».
[52]
J. Rüsen: Rekonstruktion der Vergangenheit (1986) 93.
[53]
Hist. Vernunft (1983) 130.
[54]
a.O. 129f.
[55]
a.O. [52] 93.
[56]
W. Skidmore: Theoret. thinking in sociology (1975) 65.
[57]
K. Acham: Philos. der Sozialwiss.en (1983) 156f.
[58]
G. H. Mead: Philos. der Sozialität. Aufsätze zur Erkenntnisanthropol., hg. H. Kellner (1969) 144.
[59]
a.O. 145.
[60]
215.
[61]
M. Jammer: The philos. of Quantum mechanics. The interpret. of Quant. mech. in hist. perspective (1974) 201; vgl. H.-U. Hoche: Das Leib-Seele-Problem: Dualismus, Monismus, Perspektivismus. Philosophia nat. 24 (1987) 230.
[62]
Vgl. B. Kanitscheider: Philos. und mod. Physik (1979) 287.
[63]
J. K. Feibleman: Die Unbestimmtheitsrelation in neuer Sicht. Ratio (1960) 128.
[64]
L. V. Bertalanffy: An essay on the relativity of categories. Philosophy Sci. 22 (1955) 243–263, hier 260f.
[65]
K. Ajdukiewicz: Die wissenschaftl. Welt-P., in: D. Pearce/J. Woleński (Hg.): Log. Rationalismus (1988) 203; urspr.: Erkenntnis 5 (1935) 22–30.
[66]
C. Dilworth: Scient. progress. A study conc. the nature of the relation betw. successive scient. theories (21986) 77ff.
[67]
B. Russell: Our knowledge of the external world (Chicago/London 1914) 95ff.
[68]
E. B. McGilvary: Toward a perspective realism (La Salle, Ill. 1956).
[69]
N. Rescher: The limits of sci. (Berkeley 1984) 180; dtsch. (1985) 293.
[70]
H. Putnam: Vernunft, Wahrheit und Gesch., hg. J. Schulte (1982) 75.
[71]
a.O. 75f.
[72]
H. O. Jones: Die Logik theolog. P.n. Eine sprachanalyt. Unters. (1985) 11; vgl. H. Schmitz: Das Göttliche und der Raum (1977) 166ff.: «Die Perspektivität der Götter».
[73]
G. Lukács: Das Problem der P., in: Protokoll des IV. Dtsch. Schriftstellerkongr. (1956) 77.
[74]
Vgl. Wb. der dtsch. Gegenwartssprache, hg. R. Klappenbach/W. Steinitz 4 (1974) 2270; schon J. H. Kaltschmidt: Kurzgef. vollst. stamm- und sinnverwandtschaftl. Ges.-Wb. der Dtsch. Sprache (1834) 677 führt unter ‹P.› u.a. «der Blick in die Ferne od. Zukunft»; H. A. Pierer: Univ.-Lex. 22 (1844) 331 auch: «Die Wahrscheinlichkeit eines bevorstehenden Ereignisses».
[75]
M. Pfister: Stud. zum Wandel der P.n-Struktur in elisabethan. und jakobäischen Komödien (1974) 15f; vgl. auch E. Auerbach: Mimesis. Dargest. Wirklichkeit in der abendländ. Lit. (1967); F. K. Stanzel: Typische Formen des Romans (81976); C. Guillén: On the concept and metaphor of perspective (1966), in: Literature as system. Essays toward the theory of lit. history (1971) 283–371.
[76]
Vgl. F. Dorsch/H. Häcker/K.-H. Stapf (Hg.): Dorsch Psychol. Wb. (1987).
[77]
E. Rausch: Art. ‹P.›, in: W. Arnold/H. J. Eysenck/R. Meili (Hg.): Lex. der Psychol. 2 (1987).
[78]
Graumann, a.O. [39] 67.
[79]
a.O. 71.
[80]
E. Zeil-Fahlbusch: Perspektivität und Dezentrierung (1983) 17.
[81]
Vgl. J. Naas/H. L. Schmid (Hg.): Mathem. Wb. 2 (1961) 329f.
[82]
Vgl. H. Meschkowski: Mathem. Begriffswb. (1965) 198.
[83]
Problemgesch. der Math. 2 (1981) 48ff.
[84]
Vgl. M. Cantor: Vorles. über Gesch. der Math. 2 (1900, ND 1965) 674ff.
II.Kunst. – Das auf Euklid zurückgehende geometrische Modell einer Sehpyramide, deren Basis im sichtbaren Objekt und deren Spitze im Auge des betrachtenden Subjekts verortet ist, wird zu Beginn des 15. Jh. von Florentiner Künstlern aufgegriffen und als Grundlage eines geometrischen Projektionsverfahrens für die künstlerisch-praktische Anwendung in Malerei, Relief und Architekturzeichnung operationalisiert. Dieses seitdem als ‹P.› bezeichnete Verfahren ermöglicht es, die dreidimensionale Wirklichkeit der Gegenstandswelt dergestalt in ein zweidimensionales Abbild zu überführen, daß die Anschauung des Bildes die Anschauung der Realität substituieren kann, wenn das Auge des Betrachters eine bestimmte, bei der Projektion vorausgesetzte Distanzposition einnimmt. Die P. als künstlerisch-praktisches Verfahren, zuerst von dem Architekten Brunelleschi in einem berühmten Experiment zwischen Dom und Baptisterium in Florenz erprobt [1] und 1425/26 von dem Maler Masaccio im Trinitätsfresko von S. Maria Novella ebenfalls in Florenz angewandt [2], findet 1435 ihre erste theoretische Erläuterung im Malereitraktat von L. B. Alberti[3]. Der entscheidende Schritt Albertis gegenüber der antiken und der mittelalterlichen Optik besteht darin, daß er das Bild der Malerei als Darstellung eines planen Schnitts durch die Sehpyramide begreift; das Bild wird mit einem offenen Fenster verglichen, durch das der Betrachter auf die gemalte Wirklichkeit wie auf die Wirklichkeit selbst schaut [4]. Das erst später sog. zentralperspektivische Bild ist u.a. dadurch definiert, daß alle Orthogonalen (Tiefenlinien) sich in einem zentralen Punkt (später Augen- oder Fluchtpunkt genannt) treffen, der durch das vom Auge des Betrachters auf die Projektionsebene gefällte Lot bestimmt wird. Das geometrische Konstruktionsverfahren, das von Alberti in seinen einzelnen Arbeitsschritten genau beschrieben wird, ist von Piero della Francesca[5] weiterentwickelt und im 16. Jh. zum sog. Distanzpunktverfahren ausgebaut worden, das sich 1583 bei Vignola erläutert findet [6].
Es ist Leonardos Verdienst, die Unvollkommenheiten dieser einäugiges Sehen mit starrem Auge voraussetzenden «perspectiva artificialis» gegenüber dem natürlichen Sehen mit zwei beweglichen Augen («perspectiva naturalis») problematisiert und von der Linear-P. die Luft- und die Farb-P. unterschieden zu haben, womit das Verschwimmen der Umrisse und das Verblassen der Farben bei wachsender Entfernung gemeint sind [7]. Im 17. Jh. hat G. Huret eine dem natürlichen diskursiven Sehen adäquate P. gefordert, bei deren Anwendung im Gemälde alle Figuren ihren eigenen Fluchtpunkt auf einem gemeinsamen Horizont haben [8], damit der vor den Bildern promenierende Betrachter die gleiche Beweglichkeit des Blicks genießen könne wie beim Anblick der Realität [9]. Einige Jahre zuvor hatte der MathematikerG. Desargues die Fluchtpunktkonstruktion der Zentral-P. durch ein neues geometrisches Verfahren «ohne Fluchtpunkt» in Frage gestellt [10], dessen populäre Vermittlung für die künstlerische Praxis von A. Bosse geleistet wurde [11].
Trotz dieser Kritik blieb das von Brunelleschi und Alberti maßgeblich geprägte Prinzip der linearen Zentral-P. bis zum Ende des 19. Jh. eine wichtige methodische Grundlage der Raumdarstellung in den darstellenden Künsten und gehörte daher zu den Hauptlehrinhalten der akademischen Künstlerausbildung. Erst im Zuge der avantgardistischen Negation des gegenständlich-mimetischen Prinzips der Kunst wurde die P. verzichtbar. Man hat vom «Ende der wissenschaftlichen P.» gesprochen [12]. Begünstigt wurde diese Tendenz zur ‘Aperspektiveʼ durch Fortschritte in den Naturwissenschaften (Relativitätstheorie, nicht-euklidische Mathematik).
Die kunsthistorische Forschung hat sich neuerdings wieder verstärkt mit der Geschichte der P. beschäftigt und dabei, u.a. bezogen auf E. Panofskys Verständnis der P. als «symbolischer Form» [13], die Frage diskutiert, ob das italienische System der Zentral-P. als visuelle Wahrheit oder als Konvention zu betrachten sei [14]. Unabhängig von dieser Kontroverse hat S. Alpers die These vertreten, daß die nordeuropäische Kunst und speziell die holländische Malerei ein vom italienischen Typ abweichendes Verständnis von P. entwickelt habe, das mit Keplers Theorie des Netzhautbildes und der dabei implizierten Analogie zwischen Auge und Camera obscura zu verbinden sei [15]. Alpers zufolge handelt es sich «um zwei unterschiedliche Methoden, die Welt zum Bild zu machen: auf der einen Seite das Bild als ein Gegenstand in der Welt, ein gerahmtes Fenster, dem wir unser Auge zuwenden, und auf der anderen Seite das Bild, das an die Stelle des Auges tritt und dadurch den Rahmen und unseren Standpunkt unbestimmt läßt» [16].
Walter Kambartel
[1]
Vita di Filippo di Ser Brunellesco, Abdruck in: P. Sanpaolesi: Brunelleschi (Florenz 1962) 138ff.; zum Experiment vgl. S. Y. Edgertone jr.: The Renaiss. discovery of linear persp. (New York 1975) 124ff.
[2]
Abb. in: Encicl. Univers. dell'Arte 8 (Venedig/Rom 1958) Tav. 401.
[3]
L. B. Alberti: Della pittura. Kleinere kunsttheoret. Schr., hg. H. Janitschek (1877, ND 1970).
[4]
a.O. 69. 79.
[5]
Piero della Francesca: De prospettiva pingendi, dtsch. C. Winterberg (Straßburg 1899).
[6]
G. B. Da Vignola: Le due regole della prospettiva pingendi (Rom 1583).
[7]
Leonardo da Vinci: Das Buch von der Malerei [Libro di pittura], hg. H. Ludwig 1–3 (Wien 1882) 3, Nr. 489.
[8]
G. Huret: Optique de portraiture et peinture (Paris 1670) 74.
[9]
a.O. 75.
[10]
G. Desargues: Exemple de l'une des manières univ. du S.G.D.L. touchant la pratique de la persp. ... (Paris 1636).
[11]
A. Bosse: Manière univ. de M. Desargues pour pratiquer la persp. par petit pied (Paris 1648); zum Antagonismus der P.-Lehren von Desargues und Huret vgl. G. Kauffmann: Poussin-Stud. (1960) 66–75.
[12]
F. Novotny: Cézanne und das Ende der wissenschaftl. P. (1938).
[13]
Panofsky, a.O. [6 zu I.].
[14]
Vgl. E. H. Gombrich: The ‘Whatʼ and the ‘Howʼ Perspective, representation, and the phenomenal world, in: Logic and art. Essays in honor of N. Goodman, hg. R. Rudner/J. Scheffler (Indianapolis 1972) 129–149; M. H. Pirenne: The scient. Basis of Leonardo da Vinci's theory of Perspective. Brit. J. Philos. Sci. 3 (1952–53) 169–185.
[15]
S. Alpers: The art of describing. Dutch art in the 17th cent. (Chicago 1983); dtsch. (1985) 79ff.
[16]
a.O. 109.
M. Poudra: Hist. de la persp. anc. et mod. contenant l'analyse d'un très grand nombre d'ouvrages sur la persp. et la description des procédés divers qu'on y trouve (1864). – P. Riccardi: Di alcune opere di Prospettiva di autori Ital. omesse nella ‹Hist. de la persp.› di M. Poudra. Bibl. mathem. NF 3 (1889) 39–42. – G. J. Kern: Die Grundzüge der linear-perspekt. Darst. in der Kunst der Gebrüder van Eyck und ihrer Schule 1: Die perspekt. Projektion (1904); Die Anfänge der zentralperspekt. Konstruktion in der italien. Malerei des 14. Jh. Mitteil, kunsthist. Instit. Florenz 2 (1912/13) 39–65; Die Entwickl. der centralperspekt. Konstruktion in der Europ. Malerei von der Spätantike bis zur Mitte des 15. Jh. Forschungen Fort schritte 13 (1937) 181–184. – E. Sauerbeck: Ästhet. P.; Betrachtungen über die P. als ästhet. Faktor im Flächenkunstwerk; als Beitrag zu einer künftigen allg. Kunstgesch. Z. Ästhetik Allg. Kunstwiss. 6 (1911) 420–455. 546–589. – A. Mayer: Naturwissenschaftl. Ästhetik, a.O. 612–615. – W. Pollack: P. und Symbol in Philos. und Rechtswiss. (1912). – Ch. P. Gehler: Das Erscheinungsbild. Eine philos.-perspekt. Studie (1912). – G. Wolff: Neue P.n für die Gesch. der P. Z. mathem. naturwiss. Unterricht 46 (1915) 263–269. – T. Wedepohl: Ästhetik der P.; Betrachtungen über Wirkung, Stimmung und Schönheit der malerischen P. (1919). – H. Wieleitner: Zur Erfindung der verschied. Distanzkonstruktionen in der Malerischen P. Repertorium Kunstwiss. 42 (1920) 249–262. – E. Panofsky s. Anm. [6 zu I.]. – B. Schweitzer: Vom Sinn der P. (1953). – R. Wittkower/B. A. R. Carter: The persp. of Piero della Francesca's ‘Flagellationʼ. J. Warburg Courtauld Instit. 16 (1953) 291–302. – R. Wittkower: Brunelleschi and ‘Proportion in persp.ʼ, a.O. 275–291. D. Gioseffi: Perspectiva artificialis: per la storia della Prospettiva spigolature e appunti (Triest 1957). – E. Ströker: Die P. in der bild. Kunst. Versuch einer philos. Deutung. Jb. Ästhetik allg. Kunstwiss. 4 (1958/59) 140–231. – C. F. Graumann s. Anm. [39 zu I.]. – G. ten Doesschate: Persp., fundamentale, controversials, history (Nieuwkoop 1964). – L. H. Heydenreich: Strukturprinzipien der Florentiner Frührenaiss.-Architektur: Prospectiva Aedificandi. Studies Western Art 2 (1963) 108–122. – W. Biemel: Bem. zur Polyperspektivität bei Picasso. Philos. Jb. 74 (1966/67) 154–168. – N. Goodman: Languages of art (Indianapolis/Cambridge 1968); dtsch.: Sprachen der Kunst (1973); Of mind and other matters (Cambridge, Mass./London 1984); dtsch.: Vom Denken und anderen Dingen (1987). – G. Boehm s. Anm. [3 zu I.]. – C. Guillen s. Anm. [75 zu I.]. – R. Schmidt: Lehre von der P. und ihre Anwendung (1972). – H. Schüling: Theorien der maler. Linear-P. vor 1601 (1973). – S. Y. Edgertone jr. s. Anm. [1]. – D. C. Lindberg s. Anm. [4 zu I.]; Theories of vision from Al-Kindi to Kepler (Chicago/London 1976); dtsch.: Auge und Licht im MA. Die Entwickl. der Optik von Alkindi bis Kepler (1987). – R. Thomae: P. und Axonometrie (1976); Bildkonzeption in der P. (1978). – M. Dalai-Emiliani (Hg.): La prospettiva Rinascimentale (Florenz 1980). – S. E. Fuchs: Die P. (1983). – E. Zeil-Fahlbusch s. Anm. [80 zu I.]. J. G. Abels: Erkenntnis und Bilder. Die P. in der Kunst der Renaiss. (1985). – E. Andringa: Perspektivierung und P.n-Übernahme. Zur Wahrnehmung lit. Figuren. Siegener Periodikum zur Int. Emp. Lit.wiss. 5 (1986) 135–146. – A. Janhsen s. Anm. [14 zu I.].