II.
Mittelalter. – In der von der Antike übernommenen ethischen und liturgischen Bedeutung bezeichnet ‹P.› auch im MA zumeist das Verhältnis zu Gott.
Augustinus versteht ‹P.› neben der gebräuchlichen Herleitung von
εὐσέβεια[1] vor allem als Kultfrömmigkeit, also als Übersetzung von
λατρεία oder
θεοσέβεια, und betont, nur Christen hätten die wahre P.: «Niemand
kann die wahre Tugend haben ohne die wahre P., das heißt den wahren Dienst am wahren Gott» («Neminem sine vera pietate, id est veri Dei vero cultu, veram posse habere virtutem»)
[2]. Durch P. wachse das Glaubensverständnis («Sit primo pietas in credente et erit fructus in intelligente»)
[3]. Nach
Bonaventura fördern die Werke der P. die Kontemplation
[4].
Thomas von Aquin kennt in der Beziehung zu Gott die P. nur noch als besondere Geistesgabe, sonst spricht er von «religio»
[5]. – In der Liturgie bezeichnet – offensichtlich in Übertragung antiker Kaiserverehrung
[6] – ‹P.› auch eine wesentliche Eigenschaft Gottes. Nicht, weil Gott die Pflicht der Pietät zum Nächsten geboten hat, sondern weil Gott in seiner Majestät zugleich die herablassende Güte ist, eignet ihm P.
[7].
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Augustinus: De civ. Dei 10, 1. |
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a.O. 5, 15. 19; Epist. 138, 17; Retract. 1, 3, 2; De spir. et litt. 18; dazu: Th. Kobusch: Das Christentum als die Religion der Wahrheit. Überleg. zu Augustins Begriff des Kultus. Rev. Et. August. 39 (1983) 97–128. |
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In Joh. VIII, 6; vgl. De gen. ad litt. 11, 30. |
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Bonaventura: Comm. in Sent., dist. 37, art. 1, q. 3. Op. omn. 4 (Quaracchi 1889) 806, 6. |
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Thomas von Aquin: S. theol. II/II, 121. |
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Vgl. Dürig, a.O. [2 zu I.] 138f. 165f. |
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Miss. Rom. oratio dom. XI post Pent.: «Omnipotens sempiterne deus, qui abundantia pietatis tuae ...»; Miss. Rom. oratio dom. V post Epiph.: «domine, continua pietate custodi». |