Historisches Wörterbuch der Philosophie online 

Thymos

Thymos 4294 10.24894/HWPh.4294 Norbert Blössner
Anthropologie Antike Philosophie Ethik und Moralphilosophie thymos (θυμός) Wut Jähzorn thymoeides (θυμοειδές)10 1189 epithymia (ἐπιθυμία)10 1189
Thymos (griech. θυμός). An den ältesten Fundstellen, die der frühgriechischen Epik entstammen, ist Thymos (θυμός [θ.]) eine seelisch-geistige Entität, die Menschen (seltener: Götter, Tiere) ‘belebtʼ und ihr Verhalten in vielfältiger Weise beeinflußt (wie ‘Herzʼ, ‘Gemütʼ, ‘Sinnʼ u.ä.). Später treten andere Termini, v.a. ψυχή ‹Seele›, zu θ. in Konkurrenz und ziehen viele seiner Funktionen an sich. Längerfristig verengt sich die Bedeutung von θ. im aktiven Wortschatz auf den leidenschaftlich-zornigen Affekt (‘Wutʼ, ‘Jähzornʼ) und die Bereitschaft und Entschlossenheit zum Kampf (‘Beherztheitʼ, ‘Mutʼ). Der vielfältige epische Sprachgebrauch bleibt freilich, schon wegen der Berühmtheit der großen Epen, immer bekannt und kann, v.a. in poetischen Texten, bis hin zur Spätantike reproduziert werden [1]. Als aggressiver Affekt (‘Zornʼ, ‘Rasereiʼ) findet sich θ. noch im Neugriechischen.
Wenig deutet darauf, daß θ. ursprünglich als Teil oder Organ des Körpers verstanden worden wäre [2]. Etymologisch bestehen Verbindungen einerseits zwischen θ. und θύω ‘tobenʼ, ‘aufwallenʼ, ‘stürmenʼ (von Mensch, Flüssigkeit und Wind) [3], andererseits zwischen θ. und einem urindogermanischen Wort für ‘Qualmʼ [4]; die ursprüngliche Grundbedeutung ist umstritten [5].
Die erhaltene Epik (‹Ilias›, ‹Odyssee›, ‘homerischeʼ Hymnen, die Epen Hesiods u.a.) weist die ältesten Vorkommen für θ., die größte Bedeutungsbreite (s. unten) und die mit Abstand höchste Vorkommensdichte in der griechischen Literatur auf (gefolgt bezeichnenderweise von den Homerkommentaren des Bischofs Eustathios von Thessalonike und den Homerscholien) [6]. Klärungsbedürftig sind einerseits die semantischen und funktionalen Beziehungen innerhalb dieses Wortfelds, andererseits die Gemeinsamkeit der disparat wirkenden θ.-Belege. Beides wird durch Unwägbarkeiten erschwert, die mit der Entstehungsgeschichte unserer auf mündlichen Vorstufen aufruhenden epischen Texte zusammenhängen: Einerseits muß damit gerechnet werden, daß die Wahl bestimmter Termini zuweilen, wie in ‘oral traditionʼ üblich, rein pragmatisch (metrisch) bedingt ist [7], andererseits sind bei Verwendung vorgeprägter Formulierungen Umdeutungen und Katachresen nicht auszuschließen [8]. Semantische Analysen, die verläßlich bleiben wollen, sollten sich also nicht zu sehr auf vereinzelte und aus dem Rahmen fallende Belegstellen stützen.
Die weitaus meisten epischen Belege lassen sich einer von folgenden vier Kategorien zuordnen: 1) Der θ. ist eine Energie, die Menschen (und Tiere) ‘belebtʼ; er schwindet bei Ohnmacht und Tod ihres Trägers. Beim Erwachen aus Ohnmacht ‘sammeltʼ sich der θ. wieder, beim Tode scheint er sich spurlos zu verflüchtigen [9]. 2) Der θ. ist eine (potentiell) handlungsauslösende seelische Energie, die sich allgemein als Verlangen, Laune, Stimmung oder Temperament äußert [10], nur selten speziell als Zorn oder Kampflust [11]. 3) Der θ. ist ‘Ortʼ (oder ‘Organʼ) seelisch-geistiger Regungen und Vorgänge. Diese (oft formelhaften) Wendungen sind nicht selten semantisch entbehrlich; sie dienen der Komplettierung des Hexameters[12]. 4) An rund der Hälfte der epischen Fundstellen ist der θ. eine seelische Instanz mit einem spezifischen Erkenntnisvermögen und eigenen Willensregungen, Träger von Stimmungen, Leidenschaften oder dauerhaften Eigenschaften der Person wie Mut oder Feigheit. Der θ. kann, z.B. als Objekt von Beeinflussung [13], für die Person stehen, ihr aber auch als eigenständige Größe gegenübertreten [14], etwa als ‘Gesprächspartnerʼ beim Selbstgespräch [15] (das aber auch ohne θ. stattfinden kann [16]). Da der θ. den Menschen auch zu Handlungen bewegen kann [17], die nicht gut für ihn sind, ist seine ‘Bändigungʼ und ‘Beherrschungʼ (durch die ‘vernünftige Instanzʼ νόος) notwendig [18]; dieser Punkt gewinnt später an Bedeutung [19].
Der epische θ. ist beteiligt an Empfindungen wie Freude, Schmerz, Wohlwollen, Zorn, Mut, Angst, Hoffnung, Stolz, Verlangen u.a. [20], zeigt aktive Willensregungen [21] und wirkt mit an intellektuellen Prozessen wie (zweifelnder) Überlegung [22]; dabei dominiert freilich eindeutig der emotional-voluntative Bereich [23].
Schärfe gewinnen die Konturen des Begriffs im Kontrast zu ψυχή, mit der θ. in späterer Zeit oft gleichgesetzt wird [24]: Im Gegensatz zur epischen ψυχή, die im lebenden Menschen inaktiv bleibt und nach dessen Tod unter Bewahrung individueller Züge fortexistieren kann [25] – erst seit dem 5. Jh. wird die ψυχή zur ‘personalen Mitteʼ des lebenden Menschen und zum ‘Ortʼ oder ‘Trägerʼ seelisch-geistiger Vorgänge [26] – beeinflußt der epische θ. das Handeln des lebenden Menschen, verfügt aber weder über individuelle Charakteristika, noch überdauert er den Tod [27].
Daß θ., wie auch andere Termini aus dem Wortfeld ‹Seele-Geist›, emotionale, voluntative und rationale Aspekte in sich vereint, erklärt sich nicht mit der Annahme, daß im Epos ‘noch nichtʼ, sondern damit, daß dort anders differenziert wird [28]: Unterschieden werden nicht Akte des Erkennens, des Wollens und des Fühlens, sondern verschiedene komplexe Akte, bei denen Erkennen, Fühlen und Wollen stets ineinandergreifen; dies wird später in der klassischen Philosophie aufgenommen [29].
Bei Archilochos begegnet ft. auch als ‘sexuelles Begehrenʼ [30], bei den Vorsokratikern u.a. als vernunftwidriges ‘Verlangenʼ [31], im ‹Corpus Hippocraticum› auch als physiologischer ‘Reizʼ [32], ein Wortgebrauch, der im 2. Jh. n.Chr. erläutert werden muß: τουτέστι προθυμία[33]. Der Hinweis auf eine pythagoreische Dreiteilung der Seele in νοῦς, φρένες und θ. ist unglaubwürdig [34].
Seit dem 5. Jh. nehmen relative Häufigkeit und Bedeutungsbreite von θ. stark ab. In den Vordergrundtreten 1) der aggressiv-zornige ‘Affektʼ – nicht selten erscheint θ. in Verbindung mit oder als Synonym zu ὀργή (Zorn) [35]; bei Xenophon findet sich der Hinweis, θ. sei beim Tier, was ὀργή beim Menschen [36] –, sowie 2) die (aus ihm gespeiste [37]) Bereitschaft zum Kämpfen, der ‘Mutʼ; nur diese beiden Bedeutungen halten sich längerfristig im aktiven Wortschatz. Daneben ist der θ. zunächst noch 3) ‘Ortʼ oder ‘Trägerʼ unterschiedlicher seelischer Vorgänge (‘Herzʼ) oder 4) ein unspezifischer Handlungsantrieb (‘Verlangenʼ) [38]; konserviert werden solche Bedeutungen v.a. in festen Redewendungen (ἐμβάλλειν θυμῷ ‘sich zu Herzen nehmenʼ [39]; θυμός τινί ἐστιν ‘man hat Lust (auf)ʼ [40] u.a.). Als Verlangen wird θ. bald eingeengt auf das vom Zorn diktierte Verlangen nach Rache [41]; in hellenistischer Zeit verblaßt offenbar die (in ἐπι-θυμία fortlebende) voluntative Komponente [42]. Vergleichsweise selten begegnen daneben, vorwiegend in poetischen Texten, Reminiszenzen an älteren Sprachgebrauch, etwa θ. als ‘Lebensenergieʼ [43] oder als ‘Gesprächspartner des Menschenʼ [44], Seit dem 5. Jh. finden sich auch Pluralvorkommen von θ. [45].
Die epische Vorstellung einer eigenständig agierenden seelischen Instanz reaktiviert Platon in seinem Dialog ‹Politeia›; da θ. mittlerweile anders besetzt ist, verwendet er hierfür das seit dem 5. Jh. belegte [46] Kunstwort θυμοειδής (‘θ.-artigʼ) [47]. Wo man τὸ θυμοειδές in der Nachfolge Platons wieder durch θ. ersetzt, gewinnt θ. eine neue, terminologische Bedeutung als ‘der mittlere Seelenteilʼ (zwischen dem ‘vernünftigenʼ und dem ‘begehrlichenʼ) [48]. Ob der θ. ein ‘Teilʼ (μέρος) oder ein ‘Affektʼ (πάθος) der Seele ist, bleibt an anderer Stelle ausdrücklich offen [49]; in den Dialogen kann θ. sowohl den Affekt bezeichnen als auch dessen (potentiellen) ‘Trägerʼ, wobei die Bedeutung auch innerhalb geschlossener Partien schwankt [50]. Als selbständig agierender, mit Gewalttätigkeit konnotierter Handlungsantrieb wird θ. entschieden negativ bewertet [51]; als (richtig erzogener [52]) ‘gerechter Zornʼ und ‘Kampfbereitschaftʼ unter der Leitung der Vernunft kann er hingegen eine positive Kraft sein, etwa bei der Beherrschung der ἐπιθυμίαι (‘Triebeʼ) [53]. Unter θ. ist ebenso der spontan reagierende ‘Jähzornʼ zu verstehen wie der nachtragende, zur Ausführung von Racheplänen bewegende ‘Grollʼ [54]. Eine Tat unter dem Einfluß des θ. ist weder als gänzlich ‘freiwilligʼ (ἑκούσιον) noch als gänzlich ‘unfreiwilligʼ (ἀκούσιον) anzusehen [55], sondern steht dazwischen [56]. Physiologisch wird der θ. (in Ausdeutung gängiger Metaphorik) mit Hitze, Feuer, Aufwallung und heftiger Bewegung in Verbindung gebracht [57]; angesiedelt wird er zwischen Zwerchfell (φρένες) und Hals (αὐχήν) [58].
Aristoteles analysiert den Sprachgebrauch und präzisiert die Bedeutungen von θ.: Unterschieden wird einerseits der durch den θ. verursachte Mut von anderen Arten des Muts [59], andererseits θ. als eine Art des Strebens (ὄρεξις) von anderen Arten wie βούλησις ‘(vernünftiges) Wollenʼ und ἐπιθυμία ‘(triebhaftes) Begehrenʼ (im Hintergrundsteht hier Platons Dreiteilung der Seele) [60]. Ἐπιθυμία und θ. werden dem ‘unvernünftigen Teilʼ (ἄλογον) der Seele zugeordnet und auch Tieren zugeschrieben [61]. Wie Platon diskutiert auch Aristoteles, ob Handeln unter dem Einfluß des θ. ‘freiwilligesʼ Handeln sei [62]. Der durch die Vernunft kontrollierte, auf das rechte Maß beschränkte (usw.) ‘Zornʼ wird positiv gewertet [63]. Singulär ist die Angabe, der θ. sei das seelische Vermögen (ἡ τῆς ψυχῆς δύναμις), mittels dessen wir lieben [64].
In epikureischen Texten gerät θ. als negativ bewerteter ‘maßloser Zornʼ in Gegensatz zum ‘natürlichen Zornʼ [65]. Auch in der Affektenlehre der Stoa wird er als eine spezielle Art von anderen Arten des Zorns unterschieden [66], eine Differenzierung, für die nach Senecas Auskunft im Lateinischen die Begriffe fehlen [67]. Senecas Argumentation gegen peripatetische Aussagen zum θ. [68] basiert im übrigen z.T. auf Mißachtung der Tatsache, daß ‹ira› für den Römer etwas anderes ist als θ. für Aristoteles; dies betrifft nicht nur die seitdem erfolgte Bedeutungsverengung von θ., sondern auch den folgenreichen Konzeptionswandel der sog. ‘Affekteʼ in der hellenistischen Philosophie [69].
Die späteren Verwendungsweisen und fremdsprachlichen Übersetzungen des Begriffs θ. (z.B. lat. ‹animus›) wiederholen oder variieren die bereits genannten Muster.
[1]
z.B. Nonnus: Dionysiaca 8, 9 (vgl. Homer: Ilias 9, 189); 11, 90 (Il. 16, 469 u.a.); 13, 442 (Il. 5, 670); 32, 63f. (Il. 14, 315f.).
[2]
Th. Jahn: Zum Wortfeld ‹Seele-Geist› in der Sprache Homers (1987) 9–19 bejaht den Körperteilcharakter des θ. auf der Basis von nur drei (von über 800!) Belegen, die zudem entweder zweifelhaft sind (vgl.: Lex. des frühgriech. Epos [LE] 2 (1991) s.v. ἦτορ, B 2) oder als Metaphern bzw. Umdeutungen aufgefaßt werden können; vgl. C. P. Caswell: A study of thymos in early Greek epic (Leiden u.a. 1990) 16–21. 34; ferner: S. Darcus Sullivan: Psycholog. and eth. ideas (Leiden 1995) 54f.; methodisch wichtig: S. Ireland/F. L. D. Steel: Φρένες as an anatom. organ in the works of Homer. Glotta 53 (1975) 183–195.
[3]
LE 2, s.v. θύ(ί)ω (R. Führer); R. Renehan: Greek lexicograph. notes (1975) 107; vgl. schon (scherzhaft): Platon: Crat. 419 e 1f.
[4]
Lat. ‹fumus›; vgl. LE 2, s.v. θυμός (R. van Bennekom, red. S. R. van der Mije) und M. Meier-Brügger: Griech. θυμός und seine Sippe. Museum Helv. 46 (1989) 243–246.
[5]
LE, a.O. postuliert (aufgrundder vermuteten Etymologie) als Grundbedeutung ‹Qualm›, das metaphorisch als ‘menschliche Energieʼ verstanden worden sei; Meier-Brügger, a.O. rechnet (u.a.) mit einer Metapher ‘Keuchenʼ; Caswell, a.O. [2] 51–62 sieht im θ. (unter Hinweis auf die Beziehung zwischen griech. ἄνεμος ‘Windʼ – lat. ‹animus› ‘Seeleʼ, ‘Geistʼ und bestimmte Ausdrucksweisen im Epos) einen den Menschen belebenden ‘seelischen Windʼ (vgl. neutestamentl. πνεῦμα).
[6]
Dort ist θ. (stets im Singular) mit 878 Belegen der prominenteste Vertreter des Wortfelds ‹Seele-Geist›, dem (in abnehmender Häufigkeit) auch Begriffe wie φρήν/φρένες, μένος, νόος, ἦτορ, κῆρ, ψυχή, καρδίη und πραπίδες zugehören (zusammen rund 1070 Vorkommen); zu den Zahlenverhältnissen vgl. Jahn, a.O. [2] 6f. (Anm. 29) und LE.
[7]
Vgl. Jahn, a.O. [2] 182–298, dessen Behauptung, θ. sei mit φρένες, ἦτορ, κῆρ, καρδίη und πραπίδες grundsätzlich austauschbar, jedoch übertrieben ist (vgl. LE, a.O. [4] B Einl.), zumal Jahn bestimmte θ.-Belege (etwa: Verlust des θ. beim Tod) außer acht läßt.
[8]
Vgl. LE, a.O. B 14.
[9]
a.O. B 1; Caswell, a.O. [2] 12–16; A. Schnaufer: Frühgriech. Totenglaube (1970) 180–205; Vernichtung und Wegfliegen des θ. sind offenbar konkurrierende Vorstellungen: vgl. R. Garland: The causation of death in the Iliad. Bull. Instit. class. Studies 28 (1981) 43–60; zusammen begegnen sie an der sprachsekundären Stelle: Ilias 16, 468f.; dazu: N. Blössner: Die singulären Iterata der Ilias (1991) 45. 49.
[10]
LE, a.O. [4] B 2.
[11]
‹Zorn› ist z.B. in Il. 1, 192 und 2, 195L, ‹Kampflust› in Il. 17, 226 und Od. 10, 461 als Übers. naheliegend, aber nicht zwingend (vgl. LE, a.O. B 2).
[12]
Überwiegend handelt es sich um Vorkommen vom Typus ‘sich freuen (sich ärgern, lieben, hassen, wünschen, wissen usw.) im Herzenʼ (ἔνδοθι θυμῷ, ἐνὶ θυμῷ, ἀνὰ θυμόν, κατὰ θυμόν u.a.): vgl. LE, a.O. B 11f.
[13]
LE, a.O. B 6c (z.B. Il. 9, 587).
[14]
Zum Verhältnis zwischen Person und θυμός in Epik und Lyrik: S. Darcus Sullivan: How a person relates to θ. in Homer. Indogerm. Forsch. 85 (1980) 138–150; Person and θ. in the poetry of Hesiod. Emerita 61 (1993) 15–40; The relationship of persons and θ. in the Greek lyric poets. Studi ital. Filol. class. 12 (1994) 12–37. 149–174.
[15]
LE, a.O. [4] B 6a (z.T. formelhaft: etwa Il. 11, 403).
[16]
Etwa Il. 22, 296–305 (anders: LE, a.O. 1085, 31–33); einen Unterschied zw. Selbstgesprächen mit und ohne Einbeziehung des θ. sucht H. Pellicia: Mind, body, and speech in Homer and Pindar (1995) 115–203 aufzuzeigen.
[17]
LE, a.O. B 4 (z.B. Il. 4, 263).
[18]
LE, a.O. B 2b (z.B. Il. 9, 255f.); dazu: A. Schmitt: Selbständigkeit und Abhängigkeit menschl. Handelns bei Homer. Abh. Akad. Wiss. Mainz. (1990) H. 5, 174–221.
[19]
Vgl. bereits: Theognis 631 (u.a.), in: Iambi et elegi graeci, hg. M. L. West 1–2 (Oxford 2198992) 2, 204, ferner das Folgende.
[20]
LE, a.O. [4] B 2. 3. 4c. 5. 7. 8. 9. 12c. 13; J. Böhme: Die Seele und das Ich im homer. Epos (1929) 69–74; Caswell, a.O. [2] 34–44. 65–73.
[21]
LE, a.O. B 4 a–b. 12a; Caswell, a.O. 38. 47–49.
[22]
LE, a.O. B 6. 12b; Caswell, a.O. 21–34. 44–47.
[23]
Vgl. Caswell, a.O. 34. 44.
[24]
Vgl. LE, a.O. [4] Σχ.
[25]
Detailliert: Jahn, a.O. [2] 27–38.
[26]
Vgl. etwa: Platon: Resp. I, 353 d 3–10; Aristoteles: De an. I, 5, 409 b 14–17; zur Bedeut.entwickl. von ψυχή vgl. Darcus Sullivan, a.O. [2] 76–122.
[27]
Homer: Il. 7, 131, wo der θ. in den Hades geht, ist eine längst erkannte Katachrese: M. Leumann: Homer. Wörter (Basel 1950) 219–221.
[28]
So Schmitt, a.O. [18] gegen B. Snell: Die Entdeckung des Geistes (1946, 61986) 13–29; Tyrtaios und die Sprache des Epos (1969) 9–20.
[29]
Vgl. V. Cessi: Erkennen und Handeln in der Theorie des Tragischen bei Arist. (1987) 127–183.
[30]
Archilochus: Frg. 196 a, 3, in: Iambi ..., a.O. [19] 1, 77; vgl. schon: Homer: Od. 5, 126.
[31]
Heraklit: VS 22, B 85; Epicharm: VS 23, B 43; Demokrit: VS 68, B 236 u.a.
[32]
θ. βῆξαι ‘Hustenreizʼ: Hippocrates: Prognost. 8, 9; 17, 4; Coa praesagia 443, 7.
[33]
Galen: In Hippocr. Prognost. comm. Op. omn., hg. C. G. Kühn (1821–33, ND 1964f.) 18/2, 203, 8f.
[34]
VS 58, B 1a (Diog. Laert. VIII, 30); vgl. N. Blössner: Dialogform und Argument. Abh. Akad. Wiss. Mainz (1997) H. 1, 170f.
[35]
z.B. Euripides: Medea 1150–1152; Thucydides II, 11, 7f.; Platon: Leg. IX, 867 c 6f.; 869 a 2–4 u.a.; Xenophon: Cyneget. 10, 15 u.a.; Aristoteles: Rhet. I, 11, 1370 b 11f. u.a.; witzige Zusammenstellung bei Aristophanes: Aves 401f.
[36]
Xenophon: De equit. rat. 9, 2.
[37]
Dieser Zusammenhang wird deutlich bei Platon: Resp. II, 375 a 9–b 3 und Aristoteles: Rhet. II, 12, 1389 a 25–27; vgl. unten [59].
[38]
Etwa Herodot I, 1, 16 (Kauflust).
[39]
z.B. Hesiod: Op. 297; Aischylus: Prometh. 706; Herodot I, 84, 20; noch bei Plotin: Enn. V, 1 (10), 1, 21f.; erläutert wird die Junktur von Eustathius: Ad Hom. Iliadem III, hg. M. van der Valk (Leiden 1979) 108, 18f.
[40]
Sophocles: Elektra 1319; Euripides: Hippol. 1087; Xenophon: Cyropaedia III, 1, 37, 6f. u.a.
[41]
z.B. Aristoteles: Rhet. II, 2.
[42]
Vgl. schon Vorkommen wie bei Chrysipp: SVF 3, 416, 27–31 (καὶ γίνεται τότε μικτὸν τὸ πάθος ἐξ ἐπιθυμίας καὶ θυμοῦ).
[43]
Aischylus: Agamemnon 1388.
[44]
Frg. 159, 2–4, in: Tragic. graec. fragm., hg. S. Radt 3 (1985).
[45]
Sophocles: Ajax 717 (Text umstritten); Aristophanes: Ranae 1017 (witziger Effekt); sechsmal bei Platon (z.B. Prot. 323 e 2), elfmal im ‹Corpus Arist› (z.B. Eth. Nic. VII, 3, 1147 a 15) usw.
[46]
Hippocrates: De aëre aquis locis 12, 30; 16, 7; 23, 15. Oeuvr. compl., hg. E. Littré 2 (Paris 1840); 12, 9; 16, 2; 23, 4, hg. H. Diller. Corp. med. graec. I/1, 2 (1970).
[47]
z.B. Platon: Resp. IV, 440 e 3 (von der Seeleninstanz); beim Lebewesen heißt θυμοειδής hingegen ‘voller &.ʼ (z.B. Resp. III, 411 b 7, vs. ἄθυμος); dazu: Blössner, a.O. [34] 214–241, bes. 234–238 (wo 234, 4 lies ‘5. Jh.ʼ).
[48]
z.B. bei Proclus: In Plat. Rempubl. comm., hg. W. Kroll 1–2 (1899–1901) 1, 11, 14–24 (u.ö.); angelegt schon bei Platon: Resp. IV, 439 e 3; 440 b 4. c 5. e 3 u.a.
[49]
Platon: Leg. IX, 863 b 2f.
[50]
Vgl. etwa: Tim. 69 d 3 (vgl. 69 c 8–d 1) und 70 a 3 (Affekt) mit Tim. 70 d 4 (potentieller Träger des Affekts); vgl. T. M. Robinson: Plato's psychol. (Toronto 1970) 124f. u.a.
[51]
z.B. Resp. IX, 586 c 7–d 3; Leg. IX, 863 b 3f.; 863 e 6–864 a 1; XI, 934 c 7–935 c 7 (vgl. Tim. 69 c 5–d 4).
[52]
Vgl. Resp. III, 410 b 10–412 b 1; Leg. XI, 935 a 3–7 (vgl. VI, 766 a 1–b 1).
[53]
Resp. IV, 441 e 4–442 c 4; Tim. 70 a 2–c 1; Leg. V, 731 b 4–c 1; IX, 873 a 2; vgl. 887 c 7.
[54]
Diese Differenzierung in Leg. IX, 866 d 5–867 d 4 (im Kontext der Behandlung von Tötungsdelikten).
[55]
Zur Problematik dieser Übers. vgl. A. Graeser: Die Philos. der Antike, in: W. Röd (Hg.): Gesch. der Philos. 2 (21993) 349 (Anm. 142).
[56]
Platon: Leg. IX, 866 e 6–867 c 1; 878 b 4–8.
[57]
Tim. 70 b 3. c 3. d 4–6; Resp. IV, 440 c 7; Crat. 419 e 1f. (vgl. a.O. [3]).
[58]
Tim. 70 a 2–7.
[59]
Aristoteles: Eth. Nic. III, 8, 1116 b 23–1117 a 9; Eth. Eud. III, 1, 1229 a 20–31.
[60]
De an. II, 3, 414 b 2; Eth. Eud. II, 7, 1223 a 26–28; De motu anim. 700 b 22 u.a.; vgl. Cessi, a.O. [29] 132–162.
[61]
De an. III, 9, 432 b 3–7; Eth. Eud. II, 9, 1225 b 26f.; De sensu et sens. 436 a 6–11 u.a.; vgl. Platon: Resp. IV, 441 a 7–b 3; vgl. die Differenzierung bei Alexander Aphr.: De an., hg. I. Bruns. CAG Suppl. 2/1 (1887) 74, 1–8.
[62]
Eth. Eud. II, 7; Magna mor. I, 12f.; dazu: F. Dirlmeier, in: Aristoteles: Magna Moralia. Werke in dtsch. Übers. 8 (51983) 233–238.
[63]
Eth. Nic. IV, 5, 1125 b 26–1126 b 10.
[64]
Pol. VII, 7, 1327 b 40–1328 a 1.
[65]
Philodem: De ira 34–46; dazu: G. Indelli: Philodemo. L'ira (Neapel 1988) 90–101 (Text); 122–128 (Übers.); 212–243 (Komm.); Il lessico filodemeo nell'opera ‹Sul'ira›. Cronache Ercolanesi 12 (1982) 85–89.
[66]
Etwa Chrysipp: SVF 3, 394, 11–13; 395–397; anders a.O. 416. 420; zur stoischen Affektenlehre: M. Forschner: Die stoische Ethik (21995) 114–141.
[67]
Seneca: De ira I, 4, 2; zu Senecas Quellen: J. Fillion-Lahille: Le De ira de Sénèque et la philos. stoïc. des passions (Paris 1984).
[68]
De ira I.
[69]
Dazu: A. Schmitt: Leidenschaft in der senecan. und euripid. Medea, in: Storia poesia e pensiero nel mondo antico. Studi in onore di M. Gigante (Neapel 1994) 573–599; Das Bewußte und das Unbewußte in der Deutung durch die griech. Philos. Antike Abendland 40 (1994) 59–85.
Literaturhinweise. J. Böhme s. Anm. [20]. – B. Snell s. Anm. [28]. – J. Bremmer: The early Greek concept of the soul (Princeton 1983). – Th. Jahn s. Anm. [2]. – C. P. Caswell s. Anm. [2]. – A. Schmitt s. Anm. [18]. – S. Darcus Sullivan s. Anm. [2]; Metaphorical uses of psychol. terminology in early poetry: Evidence for distinctive meanings of the terms. Studi ital. Filol. class. 14 (1996) 129–151.